Kunst im Lockdown „Den persönlichen Kontakt vermisse ich am meisten“
Wuppertal · Im Lockdown ist es für Künstler nicht einfach, ihre Kunst zu präsentieren. Annette Konrad hat aber Mittel und Wege gefunden.
Die blonde Carmen und ihr Swing Kabarett: Im 20er Jahre Stil tritt – mit richtigem Namen Annette Konrad – normalerweise mit ihrer Jazzband auf. Konzerte können derzeit nicht stattfinden. 30 bis 40 sind es normalerweise im Jahr, 20 sind ihr im vergangenen wegen Corona weggebrochen. Drei habe sie für dieses Jahr im Kalender stehen. „Ich brauche die Unterhaltung mit dem Publikum, den persönlichen Kontakt, den vermisse ich am meisten“, sagt die Musikerin.
Und so entstand eine Idee: Eine Künstlerin, ein Haushalt – den Corona-Regelungen konform. Der Auslöser: Bei ihren Nachbarn hat sie spontan ein Hauskonzert gegeben. „Weil ich mir gesagt habe, okay, wir können nicht auf Konzerte gehen, aber ich komme einfach mal runter. Ich habe mir eine tolle mobile Anlage angeschafft. Die probieren wir jetzt mal aus – und es hat wunderbar funktioniert“, erzählt Konrad. Online haben sich Bekannte zum Wohnzimmerkonzert zugeschaltet und es über Smartphone und Tablet verfolgt. „Es ist so toll angekommen. Da dachte ich, es ist eine Möglichkeit, doch kleine Auftritte zu machen“, erklärt sie.
Ein Programm mit Jazzstandards in deutscher Sprache hatte sie dafür zusammengestellt. „Sehr unterhaltsam, da lege ich auch viel Wert drauf. Einfach nur runtersingen ist ja langweilig“, witzelt Konrad, die auch Kabarettistin ist und gerne mit ihrem Publikum interagiert.
Ihre Lieblingskomponisten und Liedtexter sind Friedrich Holländer, der für Marlene Dietrich schrieb, und Cole Porter, Hildegard Knef brachte dessen Songs mit deutschen Texten als Platte raus. Ironisch und frech sind die Musikstücke stets – wie „hysterische Ziege“ von Holländer. Es solle Spaß machen, zuzuhören. „Ich will den Leuten ja auch was sagen“, sagt Konrad lachend.
Auch die kleinen Konzerte
werden stilecht angegangen
Wie sonst auch beim Bühnenprogramm üblich sollen die heimischen Konzerte stilgerecht im 20er Jahre Dress stattfinden. „Da kann die Familie am Tisch sitzen, vielleicht etwas Leckeres essen und trinken und ich mach mein Programm“, beschreibt Konrad ihre Idee.
Wohnzimmerkonzerte habe es schon vorher gegeben, jetzt hätten sie Sinn. Gerade zum Geburtstag, Jubiläum, Hochzeitstag oder jetzt am Valentinstag könnte ein solches als Geschenk und Überraschung dienen – „mit musikalischen Grüßen statt Blumen“, macht die Musikerin aufmerksam. Für eine stimmungsvolle Atmosphäre möchte sie sorgen, als säße man in einer Jazzbar. „Ich möchte die Leute verführen in die nostalgische Zeit, wo diese Musik herkommt, sie ein bisschen an die Hand nehmen. Und das geht halt leider nur persönlich“, legt sie nahe.
Ein Bühnenmusiker lebe vom Feedback seines Publikums. Musik zu machen sei ein tiefstes Bedürfnis, ebenso wie die Kunst zu zeigen. „Um etwas zu tun und nicht still zu sitzen, habe ich mir das jetzt ausgedacht“, benennt sie ihren Entschluss.