„Die Ehec-Angst ist angekommen“

Neue Warnungen und Todesfälle durch Ehec-Keime haben die Wuppertaler in Bezug auf Rohkost skeptisch werden lassen.

Wuppertal. Noch in der vergangenen Woche schien es nicht viel mehr als ein gesteigertes Informationsbedürfnis zur Beruhigung der Nerven zu sein. Die Kunden auf den Wuppertaler Märkten fragten laut der WZ-Umfrage vom vergangenen Donnerstag zwar vermehrt nach der Herkunft von Gurken, Tomaten und Salatköpfen. Gekauft wurde aber trotz der Gefahr durch den Ehec-Erreger und der teilweise tödlichen Folgen der dadurch ausgelösten Krankheit.

Nun — fünf Tage, weitere Todesopfer, zahlreiche neue Verdachtsfälle und eine Warnung von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner später — hat sich die Stimmung in Bezug auf frischen Salat gedreht. „Die Angst vor Ehec ist in Wuppertal angekommen“, sagt Rolf Schmitz, Obst- und Gemüsehändler auf dem Neumarkt in Elberfeld. Zwar habe er extra Schilder an die entsprechenden Körbe und Kisten gemacht, die die Herkunft seiner Waren garantieren, helfen würde es dennoch nichts. „Das Vertrauen ist weg. Und es kommt auch so schnell nicht wieder.“

Ähnlich sieht es seine Tochter Bettina, die den Stand nebenan betreibt. Obwohl sie zu „99 Prozent Waren vom Niederrhein beim Bauern meines Vertrauens“ kauft und verkauft, verzichten ihre Kunden weitgehend auf Tomaten und Gurken.

„Nur die Stammkunden vertrauen noch den Waren — aber auch das werden immer weniger“, sagt Schmitz. Sie hält es für gefährlich, „dass die Leute verrückt gemacht werden, obwohl noch gar nicht fest steht, wo der Erreger herkommt“. Vor allem die Bauern hätten unter der „Panikmache“ zu leiden.

Das trifft zumindest nicht auf die Wuppertaler Landwirte zu. „Wir haben im Stadtgebiet keine klassischen Gemüsebauern. Insofern gibt es keine großen Einbußen“, sagt Michael Dahlmann von der Kreisbauernschaft. So leiden vor allem die Händler. Zahlreiche Großkunden wie Restaurants und Kantinen verzichten derzeit auf Salate, dazu sind die Privatkunden vorsichtiger denn je. „Das Obst läuft gut, aber beim Gemüseverkauf haben wir einen Rückgang von 80 Prozent“, sagt Händler Oktay Cebba. Geht das noch ein paar Wochen so weiter, „kann ich in Zukunft eher zu Hause bleiben“.

Sein Konkurrent Mustafa Yamal geht ebenfalls davon aus, dass die Existenz kleinerer Händlern ernsthaft bedroht ist. Auch er verkauft derzeit kaum Gemüse. Beispielhaft für die Zurückhaltung der Kunden ist Christel Madry. „Tomaten und Gurken kaufe ich nicht mehr. Ich habe ja schon Angst, Erdbeeren zu kaufen.“

Entspannt ist dagegen die Stimmung im Gesundheitsamt — zumal der bislang einzige Ehec-Verdachtsfall im Stadtgebiet sich nicht bestätigt hat. Amtsleiter Jörg Rieger: „Wir sind grundsätzlich auf weitere Ehec-Fälle vorbereitet und stehen in Kontakt zu den Krankenhäusern. Aber aktuell gehen wir nicht von einer Epidemie in Wuppertal aus.“