Die findige Finanzierung der Nordbahntrasse
Das Mammut-Projekts ist ein Ergebnis gewiefter Mischkalkulation.
Wuppertal. Tourismusförderung. Unter dieser Überschrift unterstützt die Europäische Union das Projekt Nordbahntrasse finanziell.
Eine schöne Vorstellung, dass künftig massenhaft Tagesausflügler in die Stadt strömen könnten und gar mehr Urlauber herkämen und blieben. . .
Wie viele Besucher von auswärts der neue Rad- und Wanderweg tatsächlich anlockt, wird sich zeigen. Fest steht aber jetzt schon, dass Stadt und Wuppertalbewegung findig dabei waren, unterschiedliche Fördertöpfe anzuzapfen — darunter eben den für Tourismus.
Und das war auch nötig. Denn die Nordbahntrasse ist ohne Zweifel einer der schönsten Radelwege weit und breit — sicher aber auch einer der teuersten. „Ohne finanzielle Hilfe hätten weder die Stadt noch die Wuppertalbewegung ein solches Vorhaben stemmen können“, sagt der städtische Projektleiter Rainer Widmann rückblickend.
Fördergelder gebe es längst nicht mehr „einfach so“, für eine gute Idee. „Wer heute die Förderung eines Radwegs beantragt, kann mitunter Jahrzehnte warten“, sagt Widmann. So lang sind die abzuarbeitenden Listen bei Land und Bund.
So ist die Finanzierung des Wuppertaler Mammut-Projekts quasi eine freundliche Mischkalkulation — salopp ausgedrückt: Gut 26 Millionen Euro Förderung inklusive Spenden sind in den Bau der Nordbahntrasse geflossen. Und fließen noch. „Das Projekt ist sehr vielfältig“, sagt Widmann, „weil es sich um unterschiedliche Förderanträge und Fördertöpfe handelte, die wir angezapft haben. Und dementsprechend um unterschiedliche Fördergeber.“ Zum Beispiel ließ sich das Programm „Soziale Stadt“ auf Strecken im Stadtgebiet anwenden, „daraus bekommen wir Geld von der Städtebauförderung“, zählt Widmann auf, also vom Bund und Land NRW: knapp 15 Millionen, aufgeteilt auf fünf Zuwendungsbescheide unterschiedlichen Inhalts.
Ferner gab es Geld von der EU, 7,17 Millionen Euro stehen im Raum, eingeteilt in 50 Prozent EU- und 40 Prozent Landesgelder. Wobei sich in beiden Fällen die Zuwendungen auf jeweils 90 Prozent belaufen. Zehn Prozent hätte eigentlich die Stadt aufbringen müssen, sagt Widmann. „Da kam dann das Geld ins Spiel, das die Wuppertalbewegung durch Spendengelder eingebracht hatte.“ Rund 2,5 Millionen Euro waren das, allein eine Million Euro von der Jackstädt-Stiftung. Zudem habe die Stadt viele kleinere Summen eingeworben, die unter anderem aus dem Umweltministerium kommen.
Wer nun die Förder- und Spendengelder auf den Kilometer umrechnen möchte, der stellt fest: Ein Kilometer Trasse ist mehr als eine Millionen Euro wert. Doch für die Wuppertaler ist die Nordbahntrasse längst von unschätzbarem Wert.