Wuppertal Die GWG braucht wieder Millionen

Die Stadt muss ihrer Tochter offenbar noch einmal unter die Arme greifen. Das Unternehmen ist hoch verschuldet. Die Insolvenz droht.

Die GWG wollte neben dem Neviandtstift in Elberfeld auch fünf städtische Altenheime übernehmen. Dieser Plan ist gescheitert.

Wuppertal. Am Freitag will Stadtkämmerer Johannes Slawig (CDU) die Katze aus dem Sack lassen. Er ist gleichzeitig Aufsichtsratvorsitzender der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG), eines Tochterunternehmens der Stadt. Und um jene GWG geht es. Nach Informationen der WZ droht ihr die Insolvenz. Sie soll mit etwa 300 Millionen Euro verschuldet sein. Hauptgläubiger sind die NRW-Bank und die Stadtsparkasse. Nun gibt es Bestrebungen, die Zahlungsunfähigkeit abzuwenden. Denn die Pleite der Stadttochter hätte auch für die Stadt erhebliche finanzielle Folgen. Von bis zu 100 Millionen Euro ist die Rede.

Der Wuppertaler Hof (r.) gehört der GWG hingegen jetzt, ...

Foto: Stefan Fries/Anna Schwartz

Um das zu verhindern, soll die Stadt der GWG noch einmal unter die Arme greifen. Das ist vor wenigen Jahren mit 60 Millionen Euro zwar schon einmal geschehen. Aber das Geld reichte offenbar nicht aus, um das Wohnungsbauunternehmen in sicheres Fahrwasser zu bringen. Dem Vernehmen nach geht es diesmal um 40 Millionen bis 50 Millionen Euro. Diese Summe wolle die Stadt über Kredite finanzieren, heißt es.

... die auch Probleme mit der Vermarktung der Wohnanlage Am Springer Bach hat.

Foto: Stefan Fries/Anna Schwartz

Johannes Slawig schweigt zu alldem. Er verweist auf eine Pressekonferenz am Freitag, in der die Öffentlichkeit über die Sachlage informiert werden soll. „Bis dahin gibt es von mir keine Auskunft“, sagt der Kämmerer. Außerdem sagt er nur, was er immer sagt. „Was auch immer geschehen muss, darf den Haushaltsausgleich nicht gefährden.“ Wuppertal beteiligt sich am Stärkungspakt des Landes, bekommt Geld aus Düsseldorf, um so seinen Haushalt in diesem Jahr und danach auf Dauer ohne neue Schulden aufstellen zu können.

Eine Ursache für die bedrohliche Lage der GWG soll der gescheiterte Versuch sein, die Altenheime der Stadt auf die GWG zu übertragen. Auf diese Weise sollten das Eigenkapital der Wohnungsbaugesellschaft und deren Kreditwürdigkeit erhöht werden. „Die Übertragung der Altenheime funktioniert nicht“, bestätigte Geschäftsführer Oliver Zier der WZ am Dienstag. Für das Unternehmen ist das ein schwerer Schlag ins Kontor. Die Altenheime hätten mit einem Wert von etwa 22 Millionen Euro bei der GWG zu Buche geschlagen und sie dem Ziel nähergebracht, die Eigenkapitalquote in den zweistelligen Prozentbereich zu hieven. Aktuell steht sie bei knapp sieben Prozent.

Nun müssen andere Strategien gefunden werden, die städtische Wohnungsbaugesellschaft zu retten. Der geht es seit Jahr und Tag nicht gut. Sie soll immer noch unter den Folgen des Korruptionsskandals in den 1990er Jahren leiden. Intern wird die Hälfte der Schulden mit dem Betrug in Verbindung gebracht.

Seit gut 15 Jahren hat die Gesellschaft nichts Neues mehr gebaut. Die Investitionen in den mit rund 5900 Wohnungen beträchtlichen Bestand stocken. Der Sanierungsstau führt zu Leerstand, und obendrein sind die Mieten in Wuppertal im Vergleich zu umliegenden Städten so niedrig, dass mit Immobilien nur noch schwer gute Geschäfte zu machen sind.

Zwar hat die Gesellschaft unter der Geschäftsführung von Zier zuletzt große Sparanstrengungen unternommen. Aber auch das scheint die Arbeitsplätze der gut 70 Beschäftigten nicht sicherer gemacht zu haben.

Dem Vernehmen nach soll nun ein längerer Prozess angestoßen werden, in dem es um die Ausrichtung der GWG und deren Zukunft, vielleicht sogar um deren Bestand geht.