Die Hebebühne wird generalüberholt

Kultureinrichtung an der Mirker Straße sammelt Spenden für die Renovierung der alten Tankstelle.

Foto: Andreas Fischer

Mirke. Renovierung klingt doch langweilig. Also haben die Verantwortlichen des Vereins Hebebühne ihr Projekt „Waschen, schneiden, legen!“ genannt. Gemeint ist damit eigentlich die Generalüberholung der Kunst- und Kultureinrichtung an der Mirker Straße, direkt an der Nordbahntrasse. Denn 2019 steht der zehnte Geburtstag an. „Und bis dahin soll alles wieder schön sein“, kündigen Jacob Economou, Leonie Altendorf und Eilike Schlenkhoff vom Verein an.

In den vergangenen zwei Jahren habe man sich auch etwas zurückgehalten, was Investitionen anging, räumen die drei ein. Nicht nur, weil der Verein ohnehin haushalten muss, sondern auch, „weil wir ja gar nicht wussten, wie und ob es hier weitergeht“. Denn die gut 60 Quadratmeter, die in der ehemaligen Tankstelle zur Verfügung stehen, sind nur gepachtet. Das Grundstück gehöre zum großen Areal, über das derzeit der Eigentümer, die ehemalige Bahntochter Aurelis, und Utopiastadt, die alternativen Stadtplaner im Mirker Bahnhof, verhandeln. Denn die Utopisten wollen bekanntlich ihren Utopiastadt-Campus auf der Fläche rund um den Bahnhof verwirklichen. Und die Hebebühne wird, erzählen die Verantwortlichen stolz, wohl Teil des Campus’. Und seitdem das feststeht, kann auch der Verein wieder besser planen.

Die Fassade braucht einen neuen Anstrich, die Fenster müssen gemacht und innen muss renoviert werden. Geld sammelt der Verein dafür jetzt auch über das Internet-Spendenportal gut-fuer-wuppertal.de von Sparkasse und WZ.

Veranstaltungen habe es natürlich immer noch in den Räumen gegeben, vom Zustand her sei die Hebebühne zuletzt aber ein bisschen „wie ein sinkendes Schiff“ gewesen, sagt Leonie Altendorf schmunzelnd. Das wolle man jetzt wieder auf Kurs bringen.

2009 war die Hebebühne sozusagen in See gestochen. Den Anstoß hatte damals Adrian Wohlgemuth gegeben, der in der alten Tankstelle einen Gebrauchtwagenhandel betrieb, damit aber nicht glücklich wurde, wie Altendorf erzählt. Stattdessen schlug er im Freundeskreis vor, die Räume für einen Kulturverein zu nutzen: Die Hebebühne war geboren. Ein bisschen im Niemandsland, erinnern sich die Verantwortlichen heute. Denn drumherum gab es kaum etwas, der Bahnhof Mirke dämmerte im Dornröschenschlaf, die Nordbahntrasse war größtenteils noch eine zugewucherte Bahnstrecke. Seitdem hat sich im Quartier Mirke aber einiges getan. Und mit der Utopiastadt nebenan gebe es einen engen Austausch, „man hilft sich“, erklärt Eilike Schlenkhoff. Trotzdem sei die Hebebühne „etwas Eigenständiges“.

„Ein gemeinnütziger Ausstellungs- und Veranstaltungsort, als freier Treffpunkt, als Ort der Kommunikation, des Planens, der Verknüpfung und des Austauschs - kurzum als ein Ort, der mit Ideen gefüllt wird und der die Freiheit bietet, Dinge passieren zu lassen“, heißt es in der Selbstbeschreibung des Vereins. Ausstellungen und Kunstprojekte wie aktuell „offline“ (siehe Kasten), kleine Konzerte, Lesungen — die Bandbreite ist groß und reicht bis zum Supagolf-Parcours, den Vereinsmitglied Knut Heimann alias Supaknut regelmäßig an der Mirker Straße aufgebaut hat.

„Wir sehen uns als Förderer von jungen Künstlern“, erläutert Altendorf. Die Nutzung der Räume ist deshalb kostenlos, zudem versucht der Verein Materialkosten und ähnliches zu stellen, „wofür wir natürlich auch auf Spenden angewiesen sind“.

Auch im Forum Mirke, das sich mit der Entwicklung im Stadtteil beschäftigt, ist die Hebebühne aktiv. Vieles habe sich zum Positiven entwickelt, betonen die Vereinsverantwortlichen. Doch wo Licht ist, ist auch immer ein bisschen Schatten. Viele Häuser werden zwar schön renoviert und saniert, dafür stiegen dann aber auch die Mieten. Von Berliner Verhältnissen sei die Mirke zwar noch weit entfernt, aber eine gewisse Gentrifizierung sei schon zu beobachten.