Campus Wuppertal Die Küche auf dem Campus
Studierende haben einen Container zu einer Kochgelegenheit umgebaut.
Täglich außer Haus büffeln und trotzdem selbst kochen: Statt Mensa oder Imbiss wünschen sich viele Studierende. Am Campus Haspel haben sie nun die Möglichkeit, denn im Hof steht seit April eine frei nutzbare Kochstelle. Der schmucke Container steht für Verpflegung, Belebung und Studienarbeit zugleich.
Die kleine Gemeinschaftsküche ist ein Projekt der Fachschaft Architektur. Nicht alle Macher gehörten ihr zunächst an, doch ist es kein Zufall, dass die Einrichtung gerade diesem Fach entstammt. Es gehört zu denen, die praktische Entwürfe verlangen – wie Kunst, Industrial Design und Bauingenieurwesen, das gleichfalls am Campus Haspel beheimatet ist. Hierzu gibt es eine hauseigene Werkstatt, in der zum Beispiel die städtebaulichen die Modelle hergestellt werden, die oft im Foyer zu sehen sind.
Auch die Küche war letztlich ein Studienprojekt. Realisiert wurde sie unter dem Titel „Transformationen im urbanen Kontext“ in einem Sachbereich des sechsten Semesters. Was etwas trocken klingt, ist aber eine „Studienarbeit“ mit praktischem Nutzen: Den Campus macht sie schöner, Studierende macht sie satt.
Herd, Kühlschrank,
Mikrowelle und Spüle
Daran bleibt vor Ort kein Zweifel. Einladend wirkt der Kasten heute, der einst vom Bauingenieurwesen errichtet worden war, nach Erinnerung der Fachschaftler aber keinen erkennbaren Sinn mehr hatte. Er enthält nun Herdplatten, Kühlschrank, auch Mikrowelle – vieles gebraucht, aber funktionstüchtig. Und als Spüle hat das Team, so puristisch wie geschickt, eine Schüssel in einen alten Schrank eingebaut. Auch einige Basis-Lebensmittel wie Gewürze sind schon da.
Eine Meldung bei der Fachschaft genügt, die dann den Schlüssel ausgibt. Alles da – und mehr als das: Die ungewöhnlichen Sitzmöbel vor der Tür, erklären die Macher, sind eigens für den Freiluftverzehr hier konstruiert – ein Beispiel für eine weitere beteiligte Arbeitsgruppe. Eine dritte pflanzte Gemüsebeete an.
Zurück zum Ursprung: Mit ihren praktischen Aufgaben war also Architektur die richtige Disziplin für die kreative Versorgungsidee. Doch in dem Fach herrschte auch eine Not, die Idee auf den Weg brachte: Man arbeitet viel nachts. „Die Zeitvorgaben sind sehr eng“, erklärt Student Daniel Mache. Neben Vorlesungs- und Seminarbetrieb seien besagte Modelle zu entwerfen und konstruieren, und zwar schrittweise: Entwürfe und Umsetzung liefen verzahnt mit Rücksprache mit den Dozenten. Beim „Bauen“ ist die Nacht demnach fast Standard.
Und der späte Magen braucht sein Futter: Die Mensa-Zweigstelle des Hochschulsozialwerks ist so spät natürlich nicht in Betrieb. Ein, zwei Fastfood-Adressen im Unterbarmer Umkreis hat Kommilitonin Julia Kley zwar durchaus für gut befunden, „doch irgendwann ist auch dort Ladenschluss“. Und allzu gesund wird es auch nicht sein.
Einen Impuls gab dann ein einschneidendes Ereignis: Beim Unwetter im Mai 2018 brach ein Dach am Haspel ein, und die Keller liefen voll Wasser. Dort war die Werkstatt untergebracht, die nun plötzlich unbrauchbar war. Das Unglück beschädigte zudem auf dem Campus auch die Atmosphäre: „Das gab der Stimmung hier einen richtigen Dämpfer“, erinnert sich Demi George vom Team.
Hier habe der Küchen-Kasten dann neuen Auftrieb gegeben. Nicht nur nach dieser Situation sieht sie in ihm einen Gewinn fürs Zusammenleben vor Ort: Hier könne man verweilen, während der entspannte Verbleib und Austausch auf dem Campus sonst eher selten sei. „Aneignen und aktivieren“, nennt auch Kommilitonin Kley als sozialen Sinn der Kochstation.
Fehlt nur noch der Zuspruch: Nach der feierlichen Präsentation bei einem Fest im Juni kamen noch nicht viele Hungrige außer den Betreibern selbst, zu denen neben den dreien noch Karl Neumann gehört und die zur Organisation nun alle Mitglied der Fachschaft sind. Zum Semesterstart aber, hoffen sie, werden auch Haspel-Neulinge die Gelegenheit nutzen, zwischen Hörsaal und Bibliothek den Kochlöffel zu schwingen.