Die Künstler bleiben dem Forum Maximum treu
Martina Steimer spricht über ihr neues Forum Maximum, über Kommerz in der Kultur und über ihren Nachfolger im Rex.
Frau Steimer, als wir uns gerade zusammensetzten, mussten Sie sich Bau-Staub aus dem Mantel klopfen — die Arbeiten am Forum Maximum im Barmer Bahnhof sind in vollem Gange. Wie weit sind Sie?
Martina Steimer: Wir sind mitten im Bau. Das liegt auch daran, dass der Bahnhof bis zu meinem Einstieg nur als Event-Raum geplant war — so etwas wie zum Beispiel die Künstlergarderobe fehlte völlig. Deswegen laufen derzeit noch ein paar Rohbau-Arbeiten, dazu sind wir an der Technik und an letzten Brandschutz-Vorkehrungen.
Aber Sie sind im Zeitplan und können wie vorgesehen am 4. Februar mit Götz Alsmann loslegen?
Steimer: Davon gehen wir aus.
Wird es eine Eröffnungs-Feier geben?
Steimer: Das wird es auf jeden Fall Anfang Februar geben, für Künstler, Freunde des Hauses und Gäste. Der genaue Termin steht noch nicht fest. (lacht) Aber so etwas, wie Biolek vor 20 Jahren gemacht hat, mit 2500 Gästen und einem Sonderzug aus Köln, das können wir uns nicht leisten. Der Rahmen wird auf jeden Fall etwas kleiner.
Können Sie nochmal sagen, warum Sie sich für den Bahnhof Barmen als neuen Standort entschieden haben?
Steimer: Das Angebot der Rydls war einfach großartig. Die Chemie zwischen uns hat einfach gestimmt — man merkt, dass die beiden und Herr Leipold den Bahnhof nicht nur als Kapitalanlage betrachten. Dazu kommt natürlich, dass der Bahnhof ein Ort mit Geschichte ist, den die Wuppertaler lieben — ich selbst war seinerzeit oft da, als dort noch Kleinkunst zu sehen war. Also sowohl emotional als auch sachlich hat für mich alles gestimmt — zumal die Konditionen hervorragend waren.
Sie haben ja die Arbeit im Rex-Theater im Frühjahr aufgegeben, weil sich das nach ihren Angaben nicht mehr rentiert hat. Was macht Sie so sicher, dass das Forum im Barmer Bahnhof genug einbringen wird?
Steimer: Erstmal sind die Konditionen besser, zu denen ich miete — wie gesagt. Dann kommt die multifunktionale Nutzbarkeit des Bahnhofs hinzu: Es war ja immer das große Problem des Rex-Theaters, dass wir wegen der festen Bestuhlung keine lukrativen Veranstaltungen wie zum Beispiel Dinner-Shows oder Firmen-Events machen konnten. Das geht aber im Barmer Bahnhof — und mit solchen Veranstaltungen verdient man Geld. Dazu kam im Rex, dass die sehr beschränkten Räumlichkeiten nur eine sehr bescheidene Gastronomie zugelassen haben. Bei all den hohen Fixkosten, die Kultur sonst hat — Gema-Gebühren zum Beispiel oder die Abgaben an die Künstlersozialkasse — wird es sehr eng, wenn man nur die Eintrittsgelder aus den Veranstaltungen hat.
Also werden Sie im Barmer Bahnhof etwas kommerzieller werden?
Steimer: Aber nur in Grenzen! Diskos zum Beispiel werden wir auf keinen Fall machen. Man muss aber bedenken: Die Nebenkosten sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen, etwa Strom oder Müllabfuhr — das merkt jeder im privaten Umfeld. Im Rex kam noch dazu, dass ganz schnell klar war: Mit den kalkulierten Renovierungs-Kosten von etwa 50.000 Euro für den Anteil, den ich übernommen hätte, wäre ich nicht ausgekommen. Ohne den städtischen Zuschuss hätte ich das Rex viel eher zumachen müssen. Und als der dann ab 2012 auch auf der Kippe stand, musste ich die Reißleine ziehen. Schließlich hafte ich persönlich für meine Risiken.
Was mich zu der Frage bringt: Werden Sie auch im Barmer Bahnhof bezuschusst werden?
Steimer: Das ist noch nicht klar. Das Geld, was ich im Rex bekam, ist selbstverständlich eingefroren. und es steht mir erstmal nicht mehr zu. Bisher habe ich mit der Stadt auch noch nicht über Zuschüsse gesprochen. Es würde mich natürlich freuen, wenn ich wieder welche bekommen würde — schließlich will ich im Bahnhof auch die gleiche Arbeit machen wie früher im Rex und auch Wuppertaler Künstlern Auftritts-Möglichkeiten geben.
Das heißt, sobald es von der Stadt Geld gibt, können Sie Wuppertaler Künstlern einen Ausweg aus der oft beklagten Bühnen-Not bieten?
Steimer: Das machen wir auf jeden Fall! Wir planen ja jetzt schon das Programm, und ich habe allen Künstlern, mit denen ich früher auch gearbeitet habe, gesagt: Ihr könnt hier wieder auftreten, auch zu den alten Bedingungen. So wird es zum Beispiel die Offene Bühne wieder geben, Michael Feindler kommt, das Vollplayback-Theater, auch Kristof Stößel macht mehrere Produktionen. Für die ganz kleinen Produktionen fehlt uns im Moment zwar noch ein Raum wie der kleine Saal im Rex — aber langfristig soll es den auch im Barmer Bahnhof geben.
Und das alles könnte auch ohne Zuschüsse darstellbar sein?
Steimer: Wir kalkulieren erstmal so, dass es zur Not ohne geht. Sonst müssen wir nachbessern. Aber wenn es die Unterstützung der Stadt gäbe, könnten wir anders arbeiten — vielfältiger. Ich erzähle das gern am Beispiel von Hagen Rether, den ich jetzt in der ausverkauften Stadthalle hatte. Als der die ersten Male da war, ist der vor gut 30 Leuten aufgetreten. Wenn Sie finanziell mit dem Rücken zur Wand arbeiten, können Sie sich so etwas nicht leisten.
Anderes Thema: Es gab viel Gerede über die Auseinandersetzung zwischen Ihnen und ihrem Nachfolger als Rex-Betreiber, Andreas Köhler. Hat es zwischen Ihnen mittlerweile ein klärendes Gespräch gegeben?
Steimer: Nein. Es gab von Seiten der Eigentümer des Hauses, also nicht von Herrn Köhler, einen nicht sehr netten Brief an mich, in dem ich in Form eines Ultimatums aufgefordert wurde, die Domain abzugeben. In dieser Form kommt das für mich nicht infrage — schließlich habe ich den Begriff, die „Marke“ Rex-Theater erst mit Leben gefüllt, diese Adresse erst aufgebaut. Jetzt liegt die Sache bei meinen Anwälten.
Geht es Ihnen ums Geld?
Steimer: Nein! Ich wäre bereit gewesen, die Domain abzugeben, und ich bin nach wie vor — wie ich das schon mehrfach sagte — bereit, Andreas Köhler zu unterstützen. Ich bin froh, dass er das Rex übernommen hat und dort investiert. Das hat meine Hochachtung, ganz ehrlich. Aber es ist für mich eine Frage der Umgangsformen. Ich habe das Rex als heruntergekommenes Kino übernommen und zu einem Theater gemacht, das deutschlandweit einen Ruf hat. Ein Ultimatum ist dafür keine angemessene Anerkennung, finde ich.
Aber Sie wären für ein Gespräch mit Herrn Köhler oder auch den Rex-Eigentümern bereit?
Steimer: Ja! Ich will noch einmal klarstellen: Es gibt in Wuppertal für das Rex und für das Forum Maximum nebeneinander genug Publikum. Eine Stadt kann gar nicht genug Kultur haben — je mehr Angebot es gibt, desto mehr gehen die Menschen aus.