„Die Leute fangen an, Trump zu akzeptieren“
Nathalie Waldschmidt lebt seit vier Jahren in New York. Dort beobachtet die ehemalige Schülerin des Carl-Duisberg-Gymnasiums, wie sich die USA nach der Wahl verändern.
Wuppertal/Sprockhövel/New York. Amerikaner ticken anders, ganz eindeutig anders. So zumindest empfindet Nathalie Waldschmidt ihre Professoren und Kommilitonen in der Hochschule nahe New York. Dort studiert die ehemalige Schülerin des Carl-Duisberg-Gymnasiums Wirtschaftswissenschaften. Und dort hat sie auch den Schock beobachtet, den die Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika ausgelöst hat. Und in diesen Tagen spürt sie, wie US-Amerikaner mit unerwarteten Ereignissen umgehen. „Die Lage beruhigt sich. Sie fangen an, Trump zu akzeptieren“, sagt Nathalie Waldschmidt.
Für die 27 Jahre alte Sprockhövelerin ist das ein Unding. Sie hat die frauenfeindlichen und rassistischen Ausfälle nicht vergessen, mit denen Trump im vergangene Jahr Wahlkampf machte. Und das wird sie, die Deutsche in New York, auch lautstark kundtun. Aber: „Als ich meinen Klassenkameraden sagte, dass ich nächsten Samstag zur Demonstration nach Washington fahre, haben die mich fast für verrückt erklärt.“
Die Stimmung unter ihren Bekannten in New York sei anders geworden. „Die finden jetzt sogar das Kabinett toll, das Trump zusammenstellt. Das seien doch Menschen, die alle eine Karriere gehabt hätten“, sagt Waldschmidt. Vor ein paar Tagen hat die sehr integrierte und bei ihren Kommilitonen sehr beliebte junge Deutsche während einer Diskussion über Trump die Klasse verlassen. Wütend und enttäuscht, wie sie sagt. „Das selbst eine Professorin sagte, Demonstrieren brächte doch nichts, hat mich schockiert“, sagt sie. Da passte die Reaktion auf die harsche Kritik der mehrfachen Oscar-Preisträgerin Meryl Streep am künftigen US-Präsidenten irgendwie ins Bild. „Die sagen, Meryl Streep sei doch Schauspielerin. Poltische Statements wollen sie von ihr nicht hören.“
Um Nathalie Waldschmidt herum scheinen sich alle auf Donald Trump einzurichten, das Beste aus der Situation machen zu wollen — so wie die Amerikaner anscheinend nun einmal sind. Nathalie Waldschmidt ist anders. Sie fährt nächsten Samstag nach Washington. Sie sagt und zeigt, was sie von Donald Trump als US-Präsident hält — auch wenn das nichts bringt. Scheinbar.