Die PARTEI: Wenn der Wahlkampf zur Satire wird
Wie eine Spaß-Gruppierung den Wettlauf um den Landtag durch den Kakao zieht.
Wuppertal. Am Sonntag sind wieder Landtagswahlen in NRW. Die Wahlplakate bevölkern Laternenmasten und Straßenbäume — und die üblichen Kandidaten treten gegeneinander an. Die üblichen? Nicht ganz, denn dieses Mal wird Die PARTEI (die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative) zur Wahl antreten. Eine Partei, die alles will — nur nicht ernst genommen werden.
Das liegt am Ursprung dieser politischen Vereinigung: Sie wurde wurde 2004 von den Redakteuren des Satiremagazins „Titanic“ ins Leben gerufen, um die Regeln, Rituale und Charakteristika des Politikbetriebs durch den Kakao zu ziehen. Ein entsprechend illustrer Kandidat bewirbt sich ums Amt des Ministerpräsidenten: Mark Benecke, promovierter Kriminalbiologe und bekannt durch Auftritte in TV-Serien wie „Medical Detectives“ und „Autopsie — Mysteriöse Todesfälle“.
Auch der Initiator des Wuppertaler Ortsverbandes ist kein unbeschriebenes Blatt: Uwe Becker, Chefredakteur des Lokal-Satireblatts „Italien“, hob die hiesige PARTEI 2004 aus der Taufe. Derzeit wird sie von Kai Schumann (30), Student der Philosophie und Betriebswirtschaftslehre an der Bergischen Uni, geführt.
Der Vorsitzende präsentiert sich öffentlich im grauen Anzug mit roter Krawatte — ein Markenzeichen der PARTEI, wie Schumann betont: „Man kann den dümmsten Menschen in einen Anzug stecken — und er wirkt auf einmal glaubhaft.“ Insofern sei der graue Anzug „das Polyester der Macht“.
Mindestens so seriös wie die Vorstands-Kleidung sind der PARTEI die Themen für die Wahl am Sonntag — etwa ein Verbot des Rauchverbots oder ein bedingungsloser Ehrensold für alle. Die Verwaltung NRW’s will die PARTEI durch Einführung der neuen vier Bezirke Nord, Rhein, West und Falen vereinfachen. Und auch für Wuppertal hat die PARTEI große Pläne — die Wiederaufteilung der Stadt.
„Elberfelder und Barmer wissen, dass Wuppertal in der heutigen Form ein künstliches Gebilde ist“, erklärt Schumann. Um der Mauer in den Köpfen Rechnung zu tragen, soll also eine Mauer künftig Elberfeld von Barmen trennen. „Ein russischer Sponsor hat sich schon bereit erklärt, diese Mauer zu bauen, wenn er dafür ein atomares Endlager unter der Hardt anlegen darf“, versichert Schumann — und freut nach eigener Aussage auf „spannende Mutationen“. Natürlich alles zum Wohle der Wissenschaft — und damit für den zukunftsträchtige Hochtechnologie am Standort.
Wen wundert’s angesichts derart populärer Forderungen, dass Kai Schumann schon auf eine künftige Abgeordneten-Karriere schielt? Er steht auf Platz sechs der Landesliste und zöge in den Landtag ein, wenn die PARTEI fünf Prozent der Stimmen holte. Ist das zu schaffen? „Ich rechne fest damit“, erklärt der Vorsitzende. Irgendwie war das zu erwarten.