Die Prozession bei Frost und genervte Blumenhändler

Jesus-Darsteller setzt an Karfreitag auf Pferdesalbe. Eisdielen klagen über Einbußen.

Wuppertal. Der kälteste März seit Jahrzehnten, Eiersuche im Schnee, explodierende Heizkosten, Flucht in die Sonne: Auch in Wuppertal ist die Dauerkälte das Thema Nummer Eins. Zum Vergleich: Bei der alljährlichen Karfreitagsprozession der italienischen katholischen Gemeinde durch Elberfeld vor einem Jahr herrschten zweistellige Temperaturen. Wenn die Meteorologen recht behalten, wird das bei der am Karfreitag anstehenden Neuauflage der Wuppertaler Passion auf jeden Fall anders sein.

Die Prozession ist eigentlich rund drei Stunden lang geplant, und bei der Kreuzigungsszene soll Jesus-Darsteller Gerlando Galluzzo (32) im dünnen Leinenhemd in luftiger Höhe stehen. Was sich der Regisseur für die Schauspieler ausgedacht hat, kann Anna Petrotta, Sprecherin der Gemeinde, nicht sagen, aber die Kostüme sollen so originalgetreu wie möglich bleiben. „Da muss der Jesus dann durch“, nimmt es Petrotta gelassen.

Sie geht davon aus, dass sich die Darsteller mit Pferdesalbe gegen die Kälte wappnen werden. Und um dem Jesus die Zeit am Kreuz so kurz wie möglich zu machen, soll sich auch der polnische Chor kurz halten. Danach warten Decken und vorgewärmte Autos auf die Darsteller.

So oder so werden wieder tausende Besucher zur Passion erwartet. Möglicherweise machen dann auch die Eisdielen ein besseres Geschäft als im bisherigen Dauerwinter. Das Eiscafé Giannone an der Kaiserstraße in Vohwinkel, Kaiserstraße 13, liegt immer noch in einer Art Winterschlaf. „Wir haben zwei Terrassen, die wir beide nicht benutzen“, sagt Calogero Giannone und fügt an: „Die Leute haben keine Lust mehr auf warme Waffeln oder Kuchen — für Eis und Milchshakes ist es aber noch zu kalt.“

Christoph Kaul, Betriebsleiter im Gartencenter Amoflor in Wuppertal und Ronsdorf, erinnert sich ans vergangene Jahr: „Wir haben bei 20 Grad Primeln, Osterglocken und Vergissmeinnicht verkauft — dieses Jahr fällt unser gesamtes Frühlingssegment aus, der Boden ist durch die Minusgrade einfach zu hart um etwas zu pflanzen.“

Auch er ist von der Kälte genervt: „Wir sind zu 100 Prozent vom Wetter abhängig, nun müssen wir weniger und kurzfristiger bestellen, damit der Verlust nicht zu hoch wird“. Das frostige Wetter setzt den Pflanzen zu. Im Blumenmarkt auf dem Lienhardplatz in Vohwinkel wird deutlich mehr geheizt, um die Blumen vor der Kälte zu schützen. Christoph Kaul ist trotzdem optimistisch: „Die Hoffnung bleibt, dass es zum Wochenende hin doch noch etwas wärmer wird“.