Soziales Die Senioren- und Studenten-WG

Sprockhövel. · Das Projekt „Wohnen für Hilfe“ will alte und junge Leute unter einem Dach zusammenbringen.

 Junge und alte Menschen können sich gegenseitig unterstützten.

Junge und alte Menschen können sich gegenseitig unterstützten.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Große Universitätsstädte haben es schon umgesetzt, und jetzt möchte Luc Stahlhut, der 17 Jahre alte Student und Sprockhöveler Juso-Vorsitzende, es auch möglichst schnell  in seiner Heimatstadt  etablieren, das Projekt „Wohnen für Hilfe“. Dessen Sinn ist es, Senioren und junge Studierende und Auszubildende zusammenzubringen,  indem die älteren, in ihren Möglichkeiten oft eingeschränkten Menschen den verzweifelt nach Wohnmöglichkeiten suchenden jungen Leuten Wohnraum preiswert zur Verfügung stellen und dafür Hilfe im Alltag  bekommen.

Luc Stahlhut, Spross einer vielfältig ehrenamtlich engagierten Sprockhöveler Familie, ist von dieser Idee sichtlich begeistert: „Ein Projekt, das beiden Seiten Gewinn bringt. Die älteren Menschen möchten so lange wie es geht in ihren  eigenen Wänden wohnen, haben aber Probleme bei einfachen Verrichtungen wie beispielsweise einen Kasten Wasser in den Keller zu bringen oder an hohen Zimmerdecken in alten Häusern eine Glühbirne auszuwechseln. Das sind Dinge, die ihnen junge Mitbewohner abnehmen könnten, wie sie auch, je nach Vereinbarung, verschiedene Arbeiten im Haushalt oder Einkäufe erledigen sollten. Oft ist es auch so, dass viele alte Menschen ihren Ehepartner verloren haben und nun allein in einem für sie zu großen Haus oder einer zu geräumigen Wohnung leben“, so Stahlhut, der selbst in Bochum Politik, Philosophie und Ökonomie studiert.

Für die jungen Menschen ist es natürlich von unschätzbarem Vorteil, wenn sie nahe ihrer Universität in Wuppertal, Bochum oder der Privat-Uni in Herdecke bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung hätten. Doch ist dem Juso-Vorsitzenden aus Sprockhövel natürlich klar, dass das Projekt mit den handelnden Personen steht und fällt. „Man muss sehen, dass Senioren und Junioren auch zusammen passen. Dafür müssen beide Seiten sich erst einmal kennenlernen, ihre Vorstellungen auch finanzieller Art  austauschen und sich darüber klar werden, auf welche jeweiligen Eigenheiten Rücksicht genommen werden soll“, weiß Stahlhut, der auch anregt, dass die Stadt die Umsetzung der guten Idee  begleitet.

Beim Seniorenbüro der Stadt Sprockhövel zeigt man sich von dem Projekt sehr angetan. „Super interessant“ findet Bärbel Mays den Gedanken. Sie weiß beispielsweise von einer Sprockhöveler Bürgerin, die schon mehrfach jungen Menschen Wohnmöglichkeiten gegeben und damit sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Die Seniorin möchte   gerne die Bewerbung dieser Idee unterstützen.

Hilfreich für das
Sicherheitsbedürfnis

„Abgesehen davon, dass ‚Wohnen für Hilfe’ auch die Generationen zusammenbringt und für mehr gegenseitiges Verständnis sorgen wird, kommt dieser Gedanke außerdem noch dem Sicherheitsbedürfnis alter Menschen entgegen“, führt Bärbel Mays noch einen zusätzlichen positiven Aspekt an. „Ältere Menschen können dann auch mal unbesorgt in den Urlaub fahren, weil sie wissen, dass jemand zuhause ist und dort aufpasst.“

Allerdings ist es von der guten Idee bis zur Verwirklichung noch ein langer Weg, wobei Bärbel Mays aus dem Seniorenbüro deutlich darauf hinweist, dass die angesprochene Hilfe im Alltag keine ärztliche Betreuung oder Pflege  beinhalten darf.

„Wir müssen jetzt überlegen, wie wir das Ganze angehen, wie wir junge und alte Menschen zusammenbringen wollen, ob wir in den Universitäten für dieses Projekt werben werden, und unter welchen Bedingungen diese Mietverhältnisse zustande kommen sollen. Und auch, welche Sicherheiten für beide Seiten bestehen müssen.“

Auf jeden Fall steht „Wohnen für Hilfe“ beim Treffen des Seniorenbeirats unter der Leitung von Peter Rust am Mittwoch, 13. November, ganz oben auf der Agenda. Erstmals hatte Luc Stahlhut das Projekt in der Sitzung des Seniorenbeirats im Mai vorgestellt und dabei nicht nur bei dem Vorsitzenden Peter Rust  großen Anklang gefunden.