Die Sprache ist der Schlüssel zum Ziel
Khalil Aljubbah ist von Syrien nach Wuppertal geflüchtet. Hier hat er sich schnell integriert.
Khalil Aljubbah ist einer der Menschen, mit dem jeder gerne eine Tasse Tee trinkt, obwohl man ihn gar nicht kennt. Er erfüllt das Bild des herzlichen und höflichen Arabers perfekt. Seine Flucht aus Syrien 2015 hat ihn nicht verbittern lassen. Über seinen Weg nach Wuppertal kann er heute immer noch nicht ohne Tränen reden. Zu intensiv ist die Erinnerung. Auch an das Wasser, das in das zwei Meter kurze Gummiboot schwappte. Auf der Überfahrt ins griechische Kos erlitten die neun Flüchtlinge damit einen Motorschaden. Der Willkür der Wellen hilflos ausgeliefert trieben die sieben Erwachsenen und zwei Kinder in der Ägäis. Ihr Leben verdanken sie letztlich der Aufmerksamkeit eines Hubschrauberpiloten der griechischen Küstenwache, der sie entdeckte. „Sucht einen anderen Weg, niemand sollte sowas erleben!“, ist Aljubbahs Rat an alle Menschen in seiner Heimat.
Wie wichtig ein eigener Antrieb nicht nur für Boote, sondern auch für sich selbst ist, hat Aljubbah tief verinnerlicht. Ebenfalls tief ist seine Dankbarkeit, nun in einem Land zu leben, das ihm so viele Möglichkeiten eröffnet, dies zeigen zu können. Die Sprache ist dabei für ihn der Schlüssel zu seinem Ziel: sich durch Arbeit ein selbstständiges Leben aufzubauen. Er suchte sich selbst einen geeigneten Sprachkurs. Das empfehle er jedem Asylbewerber.
Khalil Aljubbah war unzählige Male beim Jobcenter, um eine Arbeit oder Ausbildung zu bekommen. Bei einem dieser Besuche traf er auf einen Infostand der Visual Akademie Wuppertal und war begeistert. Wenige Wochen später haben es Jobcenter und die Akademie gemeinsam möglich gemacht: Aljubbah begann eine sechsmonatige Schulung zum 3D-Visualisierer — bei erfolgreichem Abschluss mit besten Jobaussichten. Er erkannte seine Gelegenheit sofort.
Payam Tayaran, Leiter der Visual Akademie, sieht das ähnlich: „Wir erheben für alle unsere Absolventen den Anspruch, sie fit für den Job zu machen. Dafür erwarten wir Interesse und Engagement. Das gilt auch für Khalil.“
Täglich mit Interesse etwas Sinnvolles zu lernen, ist schon die halbe Integrations-Miete. Die anderen Kursteilnehmer wurden zu einer bestimmenden Größe seiner ganz persönlichen Integration. Sie haben ihn vorbehaltlos aufgenommen. „Es war schon toll, zu sehen, wie sich die Teilnehmer gegenseitig unterstützen“, erinnert sich der Dozent Mario Lutterbach. „Ohne Vorurteile haben sich alle gegenseitig geholfen. Menschlich ist das eigentlich selbstverständlich, aber wenn ich es so intensiv vorgelebt bekomme, ist es einfach auch schön.“
Heute hat Kahlil Aljubbah seinen Abschluss als 3D-Visualiserer an der Visual Akademie Wuppertal bestanden. Die Firma Cadman GmbH aus Düsseldorf hat ihn bereits zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Für Kahlil ist dies ein Meilenstein, den er sich und seinen neuen Mitmenschen gleichermaßen verdankt.