Wuppertal Die standhaften Mauern der Kirche am Kolk

Dreimal musste das Gotteshaus neu aufgebaut werden. Der Turm überstand alle Katastrophen, muss nun aufwendig saniert werden.

Wuppertal. Entstehung und Schicksal der Alten Lutherischen Kirche am Kolk — diesen Titel hat der Autor Erhard Evers einer Informationsschrift über eine der bedeutendsten Kirchen Wuppertals gegeben. Schicksal? Ja, denn die Geschichte der evangelischen Christen im Zentrum Elberfelds ist reich an schicksalhaften Begebenheiten. Dreimal wurde die Kirche fast komplett zerstört und wieder aufgebaut. Jetzt ist der Kirchturm mit einem Gerüst eingekleidet worden. Die Broschüre über die wechselhafte Geschichte der 1752 eingeweihten Kirche liegt am Ein- und Ausgang der Kirche zur Morianstraße aus. Der Haupteingang wird in den kommenden Monaten und vielleicht Jahren hinter einer stählernen Schutzwand verborgen sein.

Foto: Anna Schwartz

Wie groß der Schaden am Mauerwerk des Turms ist, wird erst nach weiteren Untersuchungen feststehen. Daher hält sich Bau-Kirchmeister Rüdiger Raschke mit Prognosen zu den Sanierungskosten zurück. Es ist davon auszugehen, dass eine stattliche sechsstellige wenn nicht gar siebenstellige Summe fällig ist. „Im Gegensatz zur Reparatur der Turmuhr vor einigen Jahren, als der Turm ebenfalls eingerüstet werden musste, handelt es sich diesmal um eine große Renovierung. Wir haben zwei herab gefallene Steine in der Dachrinne gefunden“, sagt Pfarrer Andreas Bollengraben. Die Schäden wurden bei einer Routineuntersuchung der hölzernen Turmspitze entdeckt. Obwohl es sich um eine lebendige Gemeinde mit regelmäßigen Gottesdiensten handele, müsse neben der Kollekte über die verschiedensten Wege der Finanzierung nachgedacht werden, sagt Rüdiger Raschke.

Die Kirche am Kolk ist nicht nur wegen des markanten Turms und der Turmuhr stadtbildprägend, sondern auch wegen ihres Innenlebens. Das Innere des Gotteshauses spiegelt die lange und schicksalhafte Geschichte der Kirche wider. Gravierende Umbauten fanden zwischen 1910 und 1913 statt, als das Hauptwerk der Orgel an die Turmseite verlegt wurde.

Der Bombenangriff auf Elberfeld in der Nacht vom 24. auf den 25. Juni 1943 hätte fast das Ende der Kirche am Kolk bedeutet. Die Ruine sollte nach dem Krieg gesprengt werden, weil sie dem geplanten neuen Verlauf der Morianstraße im Weg stand. 1951 konnte die Wiedereinweihung des im Innenraum schlicht gehaltenen Gotteshauses gefeiert werden. Umso größer war die Freude darüber, dass die historischen Mauern des Turmes wieder eine Spitze in der alten Form erhielten.

Am 22. August 1973 wurde die Kirche bei einer Gasexplosion in der Nachbarschaft erneut zerstört. Stark beschädigt wurde die Klais-Orgel, in Scherben gingen die von Eugen Keller geschaffenen Glasfenster. Noch während der Reparaturarbeiten brannte die Kirche am 14. März 1974 erneut vollständig ab. Der Brandstifter konnte nicht ermittelt werden. „Die Klais-Orgel war nur noch ein Klumpen Zinn. Zum Glück befanden sich die Fenster, die Eugen Keller komplett erneuert hat, noch in der Werkstatt“, erinnert sich Rüdiger Raschke. Die ganze Stadt nahm damals Anteil am Schicksal der Kirche am Kolk. Ein Strom von Spenden setzte ein, darunter auch Sonderkollekten der katholischen Gemeinden. Daher konnte schon am 25. Juli 1975 die erneute Wiederöffnung gefeiert werden.

Die Firma Klais erneuerte die zerstörte Orgel. Am 24. April 1977 konnte das neue Instrument eingeweiht werden. 1999 wurde es auf Anregung des Organisten Thorsten Pech, der seit 1997 die Kirchenmusik am Kolk betreut, mit einer elektronischen Setzer-Anlage ausgestattet. Die Klais-Orgel erklingt regelmäßig bei Gottesdiensten und Konzerten. So zum Beispiel bei den Orgelvespern am Kolk. Die nächste findet am 4. Februar statt.

1752 Feierliche Einweihung der lutherischen Kirche. Im Urzustand hat sie umlaufende Emporen.