Feuerwehr Die Wuppertaler Feuerwehr braucht dringend mehr Leute
Wuppertal · Verkürzte Rettungszeiten, mehr Einsätze, neue Ausbildung – die Feuerwehrleute in Wuppertal haben genug und setzten jetzt ein Zeichen gegen ihre schlechten Arbeitsbedingungen.
Die Feuerwehr hat ein Personalproblem: Die Arbeit wird mehr, es fehlen Mitarbeiter – rund 100. Weil der Frust darüber wuchs, haben zuletzt mehr als 200 der aktuell etwa 370 Feuerwehrleute ihre Zusage gekündigt, freiwillig Überstunden zu leisten. Dem Feuerwehrchef Ulrich Zander und dem Feuerwehr-Dezernenten Matthias Nocke ist das Problem bewusst. Sie versichern: „Wir sind auf dem Weg“, das zu verändern. Und sie sagen: „Der Brandschutz ist nicht gefährdet.“
In der letzten Ratssitzung des Jahres gab die Politik das Okay, 69 Feuerwehrleute zu befördern. Ein Schritt, den Feuerwehrleuten mehr Wertschätzung zu zeigen. Denn unter den Einsatzkräften rumort es wegen des wachsenden Arbeitspensums und der Überstunden.
Für diese gibt es mehrere Ursachen, wie Zander und Nocke erläutern. Da sei zunächst die Verkürzung der zulässigen Arbeitszeit, die 2014 durch die EU-Arbeitszeitrichtlinie auf 48 Stunden pro Woche begrenzt worden sei. Weil bis dahin 54 Stunden die Regel waren, ist mehr Personal erforderlich. Wuppertals Feuerwehrleute erklärten sich bereit, bis 2021 freiwillig mehr Stunden zu arbeiten, bis dahin sollte das Personal aufgestockt sein.
Dafür hätten sie zum Beispiel die Ausbildung verstärkt, berichtet Ulrich Zander. „Wir haben die Ausbildung verdoppelt“, präzisiert Matthias Nocke. Den anderthalb Jahre langen Lehrgang absolvieren jeweils 18 Teilnehmer. Wenn sie den Lehrgang und weitere Tests bestehen, würden alle übernommen, das bedeutet theoretisch alle halben Jahre bis zu 18 neue Leute.
Dazu kamen die höheren Anforderungen für den medizinischen Rettungsdienst: Der frühere Rettungssanitäter heißt nun Notfallsanitäter, der eine längere Ausbildung erfordert. Die Feuerwehr Wuppertal braucht künftig etwa 170 bis 180 Notfallsanitäter. Viele Feuerwehrleute haben sich bereits weiterqualifiziert, fielen dabei aber im Dienst aus.
Zahl der Notfalleinsätze ist in drei Jahren um 30 Prozent gestiegen
Und dann hat sich die sogenannte Hilfszeit für die Rettungswachen verkürzt: Hilfe für medizinische Notfälle soll in acht Minuten vor Ort sein, nicht mehr erst in zehn. Dafür sind neun statt vier Rettungswachen im Stadtgebiet notwendig, was ebenfalls mehr Personal notwendig macht. Dazu kommt der allgemeine Trend steigender Notfalleinsätze – in drei Jahren um 30 Prozent.
Die Kombination all dieser Veränderungen habe dazu geführt, dass der Abbau der Überstunden nicht so schnell gelang wie geplant, sagen Nocke und Zander. Ein Feuerwehrmann, der seinen Namen nicht veröffentlicht haben will, hat sich bei der WZ Luft gemacht: „Die Belastung ist enorm hoch“, beklagt er. Einige hätten mehr als 300 Überstunden angehäuft. Die jetzt beschlossenen Beförderungen seien „längst überfällig“ gewesen. Sie wüssten, dass es ohne Überstunden nicht geht. Aber jetzt seien sie dazu nicht mehr bereit. Immer mehr Kollegen hätten ihre Überstunden-Zusage gekündigt. Er fürchtet, dass sogar die Mindestzahlen im Brandschutz- und Rettungsbedarfsplan unterschritten werden.
Dem widersprechen Ulrich Zander und Matthias Nocke energisch: „Die Einsatzbereitschaft ist uneingeschränkt gewährleistet“, sagt Matthias Nocke. „Ein Bündel von Maßnahmen“ stelle das sicher. Dazu gehöre, dass Hilfsorganisationen die Dienste auf zwei Rettungswagen übernehmen – was 20 Mitarbeiter ersetze. Zudem sei die Einstellung neuer Kollegen vom bürokratischem Aufwand befreit worden. Bisher habe dieser schon mal dazu geführt, dass Bewerber dorthin gingen, wo das Verfahren schneller lief.
Und es werde weitergehen: Eine Arbeitsgruppe mit Feuerwehr-Personalrat, Feuerwehr-Personalabteilung und dem städtischen Personalamt treffe sich regelmäßig, das nächste Mal im Januar.