Orakel Die WZ gießt Wuppertals Zukunft

Wuppertal · Im erstarrten Zinn offenbarte sich der Redaktion, wohin die Reise der Stadt 2020 geht.

Die WZ-Redakteure Daniel Neukirchen, Gordon Binder und Eike Rüdebusch schauen, was die Zukunft bringt.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Was bringt das Jahr 2020 für Wuppertal? Abwarten, sagen da Zeitgenossen, die nicht mit der Tradition des Zinngießens vertraut sind. Die WZ-Redaktion will natürlich etwas früher wissen, was Sache ist, und hat in bester Silvester-Manier zum Zinn-Set gegriffen, denn im erstarrten Metall zeigt sich bekanntlich die Zukunft. Man muss sie nur zu interpretieren wissen.

Da klassisch Personen am 31. Dezember die Metalle erhitzen, haben wir stellvertretend für wichtige Wuppertaler Köpfe das Feuer-Orakel befragt. Logisch: Wenn dem Kämmerer ein Goldtaler erscheint, geht es Wuppertal 2020 finanziell prächtig, weil das Jahr geprägt ist von Gewerbesteuer-Sonderzahlungen und dem berühmten „Bank-Irrtum zu deinen Gunsten“, den wir alle aus dem Monopoly-Spiel kennen. Das ergibt ja wohl Sinn.

Los geht’s: Wir gießen das flüssige Zinn in eine Schüssel mit Wasser, es zischt und schon dürfen wir die erste Zinn-Figur aus dem Nass fischen. Sie soll die Zukunft von Kämmerer Johannes Slawig zeigen, der in Wuppertal für das Thema Finanzen steht. Wir beäugen das winzige Objekt und erkennen schnell einen Schnabel und einen angelegten Flügel. Ganz eindeutig: eine Quietsche-Ente.

Doch was heißt das? Eine Ente, so lesen wir nach, steht für: „Genau hinsehen.“ Nun, das wäre dem Kämmerer ja in jedem Fall zu raten. Doch wir wittern direkt versteckte Kosten. Irgendwo wird wohl 2020 wieder irgendetwas ordentlich teurer werden als gedacht. Besorgt schauen wir auf das Historische Zentrum, die Sporthalle Nevigeser Straße und die diversen Kitas, die das städtische Gebäudemanagement baut. Klar würden die Mehrkosten erstmal aufs GMW zukommen, aber über Umwege zahlt die Stadt am Ende die Zeche. Also aufpassen: Die Ente verheißt nichts Gutes.

Wo wir gerade schon ans Historische Zentrum gedacht haben: Wird eigentlich das Engels-Jahr 2020 ein Hit oder ein Flop? Warum lange abwarten, wenn das Zinn doch schon heute die Antwort kennt. Wir gießen also für Kulturdezernent Matthias Nocke. Aus dem Wasser taucht auf: ein Damenschuh. Gut, dieses Gebilde erkennt nur ein geschulter Blick als einen solchen. Doch beim Thema Kultur ist etwas Interpretationsarbeit ja auch angebracht.

Schuhe stehen offenbar für: „Einen Schritt nach dem anderen.“ Nun, vielleicht sagt das Schicksal in Bezug auf die Bauarbeiten am Historischen Zentrum: Keine Hektik, der Zug ist sowieso schon abgefahren. Jetzt muss sich Wuppertal erst einmal auf das Programm zum Engels-Jahr konzentrieren - und 2021 wird dann in Ruhe das Historische Zentrum fertig gebaut. Zwar ein Jahr zu spät, aber das Zinn hat uns ja deswegen auch keinen flinken Hasen gezeigt.

Eine Schildkröte für die
Schwebebahn - schlechtes Omen?

Wie steht es eigentlich um die Schwebebahn? Sie hatte kein gutes Jahr und konnte aufgrund von vielen Betriebsstörungen nie so richtig ihren Rhythmus finden. Wird das 2020 anders? Wir gießen für Ulrich Jaeger, Geschäftsführer von WSW mobil. Das Ergebnis ist auf den ersten Blick eine Halbkugel. Doch legt man sie mit der flachen Seite auf den Tisch, erkennt auch das ungeübte Auge sofort: Das ist eine Schildkröte. Oh weh, das sieht nun gar nicht danach aus, dass sich im kommenden Jahr die Taktung zwischen den Bahnen verbessert. Doch das wäre zu einseitig ausgelegt.

Die Schildkröte rät dem Zinngießer eigentlich: „Nichts übers Knie brechen.“ Vielleicht soll das eher bedeuten: Mit kühlem Kopf die technischen Probleme angehen und keine vorschnellen Entscheidungen treffen. Oder es ist die Kritik des Orakels am voreiligen Abschaffen der Fahrplan-Bücher durch die WSW.

Was bringt das Jahr 2020 dem Wuppertaler SV? Für WSV-Vorstand Alexander Eichner formt die Flamme einen Vogelkopf. Wird der WSV doch noch zum fußballerischen Überflieger in der laufenden Saison? Wir lesen die Deutung „Ausbruch aus dem Käfig“. Das muss doch eindeutig auf die finanziellen Fesseln bezogen sein, die dem Verein aktuell anliegen. Der WSV wird also 2020 einen geeigneten Geldgeber finden und kann dann endlich wieder seine Flügel ausspannen.

Zu guter Letzt halten wir noch für den Zoo und Direktor Arne Lawrenz einen Löffel Zinn übers Feuer. Bei dieser letzten Interpretation eines diffusen Zinn-Klumpens müssen mehrere Kollegen stirnrunzelnd mithelfen. Am Ende lautet das Urteil: Hähnchenkeule. Dazu finden wir in unserem Nachschlagewerk allerdings keine Deutung. Ein Hühnchen soll allerdings „Gammeltage“ bedeuten.

Soll das heißen, dass 2020 die Zoo-Gänger fern bleiben? Vielleicht ob der gestiegenen Preise? Oder steht uns wieder ein mörderischer Hitzesommer bevor, so dass es in der neuen Freiflug-Voliere Aralandia ab Juli nach Brathähnchen duftet?

An dieser Stelle pusten wir besser einmal die Kerze aus und beenden die Aktion. Schließlich sind die Zinn-Dämpfe offensichtlich nicht ganz ohne.