Verkehr Diensträder bei der Stadt - wie Wuppertal immer mehr zur Fahrradstadt wird

Was es zuvor nur bei Privatunternehmen gab, gibt es jetzt auch bei der Wuppertaler Verwaltung: Unterstützung beim Fahrradkauf.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Wuppertal wird mehr und mehr Fahrradstadt. Dank Nordbahntrasse und Radverkehrskonzept, Critical Mass und ADFC dringt das Radfahren immer mehr in das Bewusstsein der Wuppertaler — auch aber in das der Verwaltung. Deswegen geht diese jetzt ungewöhnliche Schritte, um das Radfahren weiter zu unterstützen.

Seit dem 19. Mai gibt es eine Dienstanweisung von Kämmerer Johannes Slawig, nach der die Stadt die Anschaffung eines Pedelecs mit bis zu 2560 Euro unterstützt — als zinsloses Darlehen über 20 Monate.

Der Grund war, dass viele Mitarbeiter nach Jobrad-Angeboten gefragt hatten, sagt Alexandra Szlagowski vom Personalamt. Die sind aus der Wirtschaft bekannt. Dabei werden Räder vom Arbeitgeber geleast und die Leasingrate vor den Steuern vom Gehalt abgezogen. So profitieren Arbeitnehmer und -geber gleichermaßen durch geringere Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Im öffentlichen Dienst ist diese Form der sogenannten Entgeltumwandlung aber nicht möglich. Oberbürgermeister Mucke und auch die Gesundheitsmanagerin Ulrike Kurz-Lehn fanden das aber „unbefriedigend“, sagt Alexandra Szlagowsk. „Denn einerseits will die Stadtverwaltung Wuppertal zu einer noch fahrradfreundlicheren Stadt machen und mit gutem Beispiel vorangehen, andererseits ihre Mitarbeiter dabei unterstützen, etwas für ihre Gesundheit und die Umwelt zu tun.“ So wurde das Darlehen erdacht.

Und damit liegt die Stadt im Trend. Denn in Wuppertal gibt es mehrere Unternehmen, die bereits das Jobrad-Modell - mit geringfügigen Unterschieden bei der Finanzierung oder dem Ausmaß der Unterstützung — eingeführt haben.

Laut Klaus Lang vom ADFC war die Gepa dabei eine der ersten Firmen in der Stadt. Gepa-Pressereferentin Brigitte Frommeyer sagt, die Firma habe das Anfang 2014 eingeführt. Aktuell nutzen 40 von 166 Mitarbeitern das Modell. Zwei davon sind Jennifer Schutz und Olaf Eckermann. Schutz hat sich mit Firmenunterstützung ein Mountainbike gekauft. Zur Arbeit fahre die Remscheiderin damit aber nicht, sagt sie. Dafür aber bis zu drei Mal in der Woche durch den Wald bei ihr zu Hause. Eckermann nimmt die Sache ernster. Er besitzt ganze acht Fahrräder und hat die Chance genutzt, eines davon über die Gepa mitfinanzieren zu lassen - die übernimmt immerhin 50 Prozent der Leasingrate. Er fährt jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit aus Nächstebreck. Er sagt, seit es das Jobrad gebe, kämen deutlich mehr Mitarbeiter mit dem Fahrrad zur Arbeit.

Auch die Firma Knipex in Cronenberg bietet die Unterstützung seit vergangenem Jahr an.

Bei 1000 Mitarbeitern gebe es bisher 40 Leasingverträge, sagt Barbara Meimeth, die das Projekt bei der Firma mit angestoßen hat. Meimeth nennt das Prinzip eine Win-Win-Situation, weil alle sparten.

Dabei gibt es genau wegen des Sparens auch Kritik an dem Modell. Die Verdi in Baden Württemberg sagt etwa, dass die Arbeitnehmer und der Staat durch das meist genutzte Finanzierungsmodell litten, weil weniger Geld versteuert würde: „Die Krux: Wer weniger in die Rentenversicherung einzahlt spart nur scheinbar, dadurch sinkt auch automatisch die spätere Rente, auch die Ansprüche auf Krankengeld und Arbeitslosenunterstützung sinken natürlich.“

Die Verdi Wuppertal-Niederberg prüfe gerade die Vor- und Nachteile und will sich solange nicht dazu äußern, ob sie das Jobrad befürworte.

Für die Gepa-Mitarbeiter Jennifer Schutz und Olaf Eckermann seien das keine Argumente. Bei der kurzen Laufzeit der Verträge und den geringen Summen, falle das doch kaum ins Gewicht, finden sie. Olaf Eckermann denkt sogar schon an den nächsten Leasing-Vertrag über die Gepa — für sein neuntes Rad.