Wirtschaft Diese Branchen machen trotz der Krise ein gutes Geschäft
Das Baugerwerbe, Weinhändler oder auch Fahrradwerkstätten haben auch in der Corona-Krise gut zu tun.
Corona ist nicht nur ein neues Virus, sondern auch ein Schlagwort, bei dem Wirtschaftskrise mitschwingt. Geschäfte mussten schließen, Betriebe haben Kurzarbeitergeld für die Mitarbeiter angemeldet, die Zahl der Arbeitslosen steigt. Aber es gibt auch Branchen, die unbeschadet durch die Krise gekommen sind - die die Auswirkungen quasi nicht gemerkt haben.
Thomas Wängler von der Bergischen IHK spricht etwa von der Bauwirtschaft, die „weiter florierte“. Zu den Gewinnern zählen zudem Baumärkte oder „Anbieter pharmazeutischer Erzeugnisse sowie die Hersteller und Händler von Hygieneartikeln“, die ihre Umsätze hätten steigern können. „Der Nahrungsmittelbereich entwickelte sich recht gut“, zählt er weiter auf. „Auch Dienstleistungsunternehmen, soweit sie nicht vom direkten Kundenkontakt abhängen, hatten durchaus positive Ausreißer, so bei digitalen Informations- und Kommunikationsdienstleistungen, in der Immobilienbranche, bei den Ingenieurbüros sowie den Rechts-, Wirtschafts- und Steuerberatern.“
Wenn man direkt bei entsprechenden Unternehmen in Wuppertal nachfragt, nennt sich keiner Profiteur der Krise. Aber einige sind bisher ohne Probleme durch die für viele schwierigen Monate seit Anfang des Jahres gekommen.
So laufen die Geschäfte, etwa beim Tief- und Straßenbauer Ehlhardt wie gewohnt, Corona habe die Lage nicht direkt beeinflusst, sagt Inhaber Martin Ehlhardt, Obermeister der Tief- und Straßenbaumeisterinnung Wuppertal. Seiner Firma käme bisher zugute, dass sie wenige Industriekunden habe, sondern mehr für Städte und Stadtwerke arbeite. Da sei die Lage stabil. Die Firma baut etwa Kanäle und saniert oder baut Straßen. Ehlhardt befürchtet aber, dass es langfristig zu Einbußen kommen könnte, weil Corona die Haushalte der Städte belaste und Aufträge wegbrechen könnten.
Wer Gewinne machen
könnte, verliert sie wieder
Auch Christian Baierl von Renaissance Immobilien - mit Sitz in Wuppertal und Krefeld - berichtet von einer positiven Entwicklung im Kerngeschäft – Bau an Bestandimmobilien und Immobilienvermarktung. Es laufe „eigentlich sensationell“, sagt er. Immobilien sind nachgefragt, Preise steigen. Aber die Amtsgerichte seien durch Corona eingeschränkt, was etwa Grundbucheinträge verzögere. Was sonst wenige Tage dauere, brauche jetzt drei Monate. „Wir haben den Umsatz eines Quartals verloren“, sagt er, etwa 7,5 Millionen Euro - inklusive Kosten für Verzögerungen. Im Jahresergebnis stehe trotzdem eine Null - der Boom gleiche das aus.
Neben dem Bausegment haben auch Sparten aus der Freizeit profitiert. Etwa in Sachen Genuss. Zwar haben Bierbrauer deutschlandweit sieben Prozent weniger Umsatz gemacht, dafür haben aber die Weinhändler zugelegt. Der größte deutsche Weinhändler Hewesko hat 13 Prozent Plus im zweiten Quartal des Jahres gemeldet. Weinhändler Andreas Orthmann, dessen Laden an der Friedrichstraße liegt, erklärt das mit Online-Bestellungen. Die hätten auch bei ihm zugenommen. Der Online-Umsatz habe sich bei ihm fast verdoppelt - von etwa zehn Prozent auf 16 bis 17 Prozent des Gesamtverkaufs. Zudem würden die Kunden mehr kaufen, auch wenn es nicht mehr Kunden gebe. „Der Weinkonsum ist eben zu Hause gestiegen, weil die Kunden weniger in Restaurants oder im Urlaub waren“, erklärt er die Verschiebung. Das alles führe dazu, so Orthmann, dass trotz der geringeren Bestellungen aus der Gastronomie die Kasse bei Plus/Minus Null liege. „Das sind auf jeden Fall gute Nachrichten“, sagt er. Das Loch von März und April sei bis August fast geschlossen worden. Aber die Passantenströme hätten sich geändert. Gerade mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft sagt er: „Es bleibt abzuwarten, wie es weitergeht.“
Für den Drachenhändler Mathias Mayer, dessen Laden Aufwind an der Schloßbleiche ohnehin wegen der langen Bauphase dort angeschlagen ist, waren die Sommerferien ein Lichtblick. „Eine kurze Phase“, in der der Umsatz über dem des Vorjahresmonats lag. „Die Menschen sind eben vor allem an die Nord- oder Ostsee gefahren, und haben dabei auch an Drachen gedacht.“ Er hofft auf die Herbstsaison und Weihnachten, um positiv aus dem Corona-Jahr zu gehen.
Auch für die Fahrradhändler war die Coronazeit eine Boomzeit. Stellenweise gab es keine Termine mehr in den Werkstätten, weil viele Menschen ihre Räder fit machen lassen wollten. Roger Heise vom Laden Radfinesse an der Haspeler Straße, sagt, das habe bis jetzt angehalten. Die Zahl der Verkäufe neuer Räder habe sich normalisiert, aber in der Werkstatt müsse man immer noch auf einen Termin warten. „Eigentlich zu lang“, räumt er ein, dass die Nachfrage die Kapazitäten übersteigt. Notfälle könnten aber auch mal schnell repariert werden. „In der Krise haben viel mehr Menschen das Rad entdeckt, und wollen nicht mehr lange darauf verzichten“, sagt er.