Diesel-Fahrzeuge: Einbußen bei Händlern
Auto-Skandale und Diskussionen über Fahrverbote verunsichern die Verbraucher: Der Verkauf geht um bis zu 40 Prozent zurück.
Wuppertal. Diesel-Fahrzeuge kommen nicht aus den Schlagzeilen. Immer neue Nachrichten über Manipulationen an den Abgaswerten und mögliche Absprachen auch zur Abgastechnik einerseits und mögliche Fahrverbote andererseits erschrecken Bürger und Käufer. Das lässt die Nachfrage nach solchen Autos merklich sinken - auch in Wuppertal.
Diesel-Abgase werden für einen Großteil der Stickoxide in der Luft verantwortlich gemacht. Die knapp 60 000 in Wuppertal zugelassenen Dieselfahrzeuge und alle, die durch die Stadt fahren, lassen die Stickoxid-Werte in Wuppertal noch immer über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel steigen. Gleichzeitig ist aber der Feinstaub merklich zurückgegangen.
Deshalb hält Umweltdezernent Frank Meyer auch nichts von Fahrverboten, wie sie für andere Städte im Gespräch sind. In Stuttgart zum Beispiel ist es der Feinstaub, der schlechte Werte erzeugt.
Doch die Diskussion verunsichert die Menschen, die über den Kauf eines Dieselfahrzeugs nachdenken. Von den Händlern will niemand namentlich zitiert werden, aber anonym berichten sie von Einbußen: „Der Absatz von Dieselautos geht um 40 Prozent zurück“, sagt einer. Käufer warteten lieber ab oder orientierten sich sogar um: „Viele gehen jetzt auf Benziner.“ Das gelte besonders für Privatleute. Wer beruflich viel fahre, nutze weiterhin Dieselfahrzeuge.
Marcus Keil, Obermeister der Bau-Innung, weist darauf hin, dass Handwerksbetriebe bei den Benzinfahrzeugen auch nicht das finden, was sie brauchen: „Die Modellpalette ist nicht so groß.“ Wenn jetzt der Kauf eines neuen Fahrzeugs anstehe, seien die Kollegen zurückhaltender: „Weil man nicht weiß, wohin das läuft.“
Ein anderer Händler spricht davon, dass die Nachfrage bei Elektro- und Hybridautos steige. Und sagt, dass er sogar neue Kunden gewonnen hat, die nun die Marke wechseln und zu ihm kommen, weil sie von ihrem bisherigen Autobauer enttäuscht sind.
Reiner Schnorr, Obermeister der Kfz-Innung, bestätigt, dass die Nachfrage nach Dieselautos „rapide abgenommen“ hat. „Kunden überlegen doch heute fünfmal, bevor sie einen Diesel anschaffen.“
Die Werkstätten säßen derzeit „in Lauerstellung“ und warteten auf mögliche Rückrufaktionen, bei denen Dieselfahrzeuge eine andere Software zur Abgasreinigung aufgespielt bekommen. Aber: „Die werden kein gutes Geschäft damit machen“, sagt er. Denn von den Herstellern kämen genaue Vorgaben zum Aufwand — dauere das Nachrüsten länger, könnten sie das nicht abrechnen. „Die verdienen nichts, sondern holen nur die Kastanien für die Hersteller aus dem Feuer.“
Bei der IHK weiß man von der Verunsicherung in der gesamten Autobranche: „Die Stimmung spürt man“, sagt Klaus Appelt. Inwieweit sich das auch bereits auf Umsatzzahlen von Zulieferern auswirke, wisse er nicht. Rund 250 Unternehmen im bergischen Städtedreieck zählten dazu. Auf Umwegen betreffe das Thema Abgaswerte über den Aspekt Gewicht aber auch sie: Je leichter die Bestandteile, desto leichter das Fahrzeug und desto weniger Treibstoff werde gebraucht.
Unzufrieden sind alle mit der Politik. Reiner Schnorr bringt es auf den Punkt: Er wünscht sich eine klare Ansage, zum Beispiel, dass es in 15 Jahren keine Verbrennungsmotoren mehr geben soll. „Dann hat man einen festen Zeitraum, und die Handwerker können sich darauf einstellen.“