Azubistartpunkt Digitalisierung macht einen großen Teil im Handwerk aus

Zahlreiche Berufsbilder haben sich durch die Industrie 4.0 verändert – auch für mögliche Auszubildende.

In der Autoindustrie kann auf Computer nicht verzichtet werden.

Foto: Oliver Berg

Das Thema „Digitalisierung“ macht vor keinem Berufszweig Halt. Fast jede Branche stellt es vor große Herausforderungen. Auch bei den Schulabgängern und Hochschulabsolventen spielt das Thema Industrie 4.0 bei der Berufswahl eine immer größer werdende Rolle. Während sich die Autoindustrie und Finanzbranche zwar wie andere Berufszweige auch um den Nachwuchs sorgt, aber vergleichsweise über eine große Auswahl an Bewerbern für die Ausbildungsplätze verfügt, droht den Handwerksbetrieben im besonderen Maße der Fachkräftemangel.

Dabei zählt das Handwerk zu den ersten Branchen, die den Wandel in eine digitale Zeit seit Jahren begleiten. „Es ist sicherlich so, dass das Handwerk die Digitalisierung seit Jahren auf der Agenda hat. Dieser Berufszweig ist im Gegensatz zur Industrie der einzige Bereich, in dem die späteren Fachkräfte neue Techniken direkt beim Kunden ausprobieren können“, sagt Reiner Schnorr vom gleichnamigen Autohaus. Der ehemalige Wuppertaler Handwerksobermeister der Kfz-Innung liefert auch gleich anschauliche Beispiele, wie sich das Berufsbild des Autohandwerks gewandelt hat. Alleine die Berufsbezeichnung lässt Veränderungen erahnen: Waren in den Werkstätten früher häufig Mechaniker und Elektriker zu finden, sind es heute Mechatroniker. Mediale Kommunikations-Instrumente würden heute zum normalen Handwerkszeug dazugehören.

Auch bei der Innung Sanitär, Heizung und Klima ist die Digitalisierung längst angekommen. „Wir sind längst beim mobilen Monteur angekommen“, erklärt Holger Dahlmann, stellvertretender Obermeister. Die Handwerker könnten Ablesungen, Bestellungen und andere Arbeitsabläufe inzwischen per Smartphone und Tablet erledigen. Und auch der Nachwuchs wird mit technischen Mitteln gelockt. „Alle Auszubildenden erhalten ein i-Pad, das sie für Dokumentationen nutzen können. Ausbilder und Lehrer können so feststellen, wenn die Auszubildenden etwas noch nicht ganz verstanden haben und entsprechend eingreifen“, erklärt Obermeister Hans-Ulrich Vaupel. Laut Dahlmann fangen die Lehrlinge bereits im zweiten Ausbildungsjahr damit an, digital zu arbeiten. Um darauf vorbereitet zu sein, hätten die Innungen viel Geld in die Hand genommen. „Das ist Geld, das das Kultusministerium gespart hat“, sagt Hans-Ulrich Vaupel.

Für Arnd Krüger, Obermeister der Glaser-Innung und Kreishandwerksmeister in Wuppertal, ist es unverständlich, dass man überhaupt betonen muss, dass die Handwerk-Ausbildung auch mit viel Technik verbunden ist. „Es ist falsch, wenn die Menschen glauben, dass wir Steineklopper, Hammerwerfer und Eisenbieger sind. Wir sind genauso Dienstleister der Gesellschaft. Daher ist die moderne Kommunikation in jedem Beruf Teil des Grundgerüsts“, erklärt der 54-Jährige.

Die Gesellschaft müsse verstehen, dass in jedem Ingenieur ein ausgebildeter Handwerker steckt und anerkennen, dass der Berufszweig nicht profan, sondern auf Augenhöhe mit angesehenen Berufen dargestellt wird. Carmen Bartl-Zorn, Leiterin Aus- und Weiterbildung bei der Bergischen Industrie- und Handelskammer, sieht im Handwerksbereich vor allem die digitale Vernetzung im Vormarsch. Sie sagt: „Längst sind aus den ehemaligen Schlossern und Elektrikern Mechatroniker geworden. Zum Beruf der Handwerker könnten inzwischen auch Dinge wie Programmieren gehören. Zum Beispiel im Bereich der Heizungsanlagen. Denn immer mehr Menschen statten ihre Häuser mit smarter Technik aus, die etwa die Heizung automatisch regelt. Damit müssen sich die Handwerker auskennen. Die Innungen haben sich damit auseinandergesetzt und sind für die Zukunft gerüstet.