Bildung Digitalpakt: 95 Wuppertaler Schulen konkurrieren um 20 Millionen Euro
Wuppertal · Kollegien müssen jetzt Konzepte entwickeln. Geld für Administratoren ist nicht vorgesehen.
Der Bund stellt fünf Milliarden Euro bereit, um die Schulen mit moderner Medientechnik auszustatten – 19,2 Millionen Euro sind für Wuppertaler Schulen vorgesehen. Jede einzelne muss jetzt ein „technisch-pädagogisches Konzept“ entwickeln, an welcher Stelle sie neue Medien einsetzen will und was sie dafür braucht.
An der Friedrich-Bayer-Realschule auf Küllenhahn haben sie schon angefangen, berichtet Schulleiter Marcus Dätig: „Jeder Fachlehrer hat seinen Lehrplan durchforstet, wo welche Medienkompetenzen vermittelt werden können.“ Dabei orientierten sie sich am „Medienkompetenzrahmen NRW“, der mögliche Fähigkeiten im Umgang mit neuen Medien in 24 einzelne Komponenten aufteilt – von Internetrecherche bis Programmieren. Die Schüler sollen im Laufe ihres Schullebens mindestens die ersten 20 vermittelt bekommen.
So könne man zum Beispiel im Physikunterricht in der sechsten Klasse nicht nur das Thema Licht und Optik vermitteln, sondern die Kinder das Thema erst im Internet recherchieren, es dann in einer Präsentation darstellen lassen. „Wir wollen ja nicht den Unterricht revolutionieren, sondern die Inhalte unter Nutzung der neuen Medien vermitteln“, betont er.
Eine Arbeitsgruppe werde die Ergebnisse zusammenfassen. Ziel sei eine Bestandsaufnahme sowie Listen benötigter Geräte, Software und Fortbildungen und eine Liste der Medienkompetenzen, für die sie noch neue Ideen brauchen, um sie zu vermitteln. Daraus soll das Medienkonzept entstehen, das sie bei der Stadt einreichen. „Wir möchten so bald wie möglich fertig sein“, sagt Marcus Dätig.
Tino Orlishausen von der Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnt: „So ein Konzept kann man nicht nebenbei machen.“ Er sieht deshalb kleine Schulen benachteiligt. Sie hätten weniger Kapazitäten, sich intensiv mit dem Thema zu befassen. „Deshalb kritisieren wir das Wettbewerbsprinzip.“
Rainer Neuwald, stellvertretender Leiter des Stadtbetriebs Schulen und Abteilungsleiter für den Bereich Medien, beschwichtigt: „Die Fördersumme hat einen solchen Umfang, dass keine Schule das Gefühl haben muss, benachteiligt zu sein.“ Das Geld werde nach „bewährtem Konzept“ verteilt: Das Budget pro Schule richte sich nach der Schülerzahl.
Zudem werde die Stadt die Schulen unterstützen: „Wir planen im Januar eine Infoveranstaltung“, kündigt er an. Die Schulen erhielten auch Beratung vom Medienzentrum der Stadt, das ihnen schon bisher bei der Ausstattung mit neuen Medien zur Seite steht.
Auf diese Beratung setzt auch Claus Baermann, Leiter der Gesamtschule Langerfeld. Die Schule habe seit 2016 ein Medienkonzept, das sie für das Geld des Digitalpakts ausweiten werde. Er schätzt die regelmäßigen Besprechungen mit dem Medienzentrum, das die Schulen individuell unterstützt: „Jede Schule hat ja einen anderen Blick aufs Thema.“ So hätten sie lieber Beamer angeschafft als digitale Tafeln. Das Geld des Digitalpakts würde er gern in mehr Endgeräte wie Tablets oder Netbooks investieren.
„Die Beratung des Medienzentrums ist hervorragend“, lobt auch Gewerkschafter Tino Orlishausen. Aber er kritisiert, dass der Digitalpakt kein Geld für Administratoren bereitstellt. Immer noch müssten Lehrer das übernehmen. Das sieht auch Rainer Neuhaus als Manko: „Es gibt kein Geld für Personalkosten“, bedauert er. Sie machten sich bereits Gedanken, wie das Medienzentrum die bestehende Unterstützung aufstocken könnte – bisher hätten sie zwei Mitarbeiter für eine Technik-Hotline.