Diskussion: Muss die Stadt den Handel besser planen?
In den Räumen der IHK ging es jetzt um die Entwicklungen im Einzelhandel. Im Fokus: Die geplante Erweiterung der City-Arkaden.
Wuppertal. Wer bei der Stadtentwicklung zu sehr auf die Einzelhandels-Zentralität schaut, der macht einen Fehler. Und der Handel ist zwar wichtig für die Attraktivität einer Stadt. Aber erstens entscheidet jeder mündige Bürger selbst, was er für guten Handel hält. Und zweitens ist fraglich, wie bedeutend der Einzelhandel denn tatsächlich für die Lebensqualität einer Stadt ist. Vielleicht sollte sich Wuppertal unterscheiden und nicht einfach das Gleiche anbieten, das es in anderen Oberzentren auch schon gibt. Mit solchen Thesen eröffnete Prof. Dr. Arnd Jenne von der Osfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften die IHK-Veranstaltung zu künftigen Entwicklungen am Einzelhandelsstandort Wuppertal.
Im Fokus der Diskussion: Die geplante Erweiterung der City-Arkaden um zusätzliche rund 16 000 Quadratmeter. Wer bei dieser Stadtentwicklung den Hut aufhat, fragt Jenne. Und sowohl Jos Coenen (Galeria Kaufhof) als auch Michael Kozinowski (Buchhandlung v. Mackensen) und etliche Besucher wünschen sich dafür eine Rahmenplanung.
Doch von der hält Stadtdezernent Frank Meyer nicht viel. „Mit solch einem Plan kriegen sie keinen einzigen Investor nach Wuppertal“, sagt er. Zumal Standardangebote anderer Oberzentren in Wuppertal nicht zu finden seien.
Kozinowski hält dagegen: Gebe es erst einmal eine Planung, so könnte das Ergebnis der Beratungen auch lauten, dass solche eine Erweiterung nicht in die Stadt passe. Wuppertal auf das Einkaufen zu reduzieren, das gefällt ihm ohnehin nicht sonderlich gut. Die wichtige Frage sei doch: „Welche Lebensqualität wollen wir eigentlich?“
Ein Manko der großen Einkaufszentren: Sie sind Jenne zufolge zwar überdurchschnittlich erfolgreich, neigen aber dazu, nicht gerade mit vielen Ausgängen ausgestattet zu sein und sich der Stadt nicht weit zu öffnen. Zudem gibt es unter den Zuhörern die Sorge, eine Erweiterung auf den Platz am Kolk könne die Fußgängerströme sehr deutlich verändern und sich übel auf die Umgebung auswirken. Und dass es bei den vielen Investitionsplänen in Elberfeld auch Verlierer im Handel geben werde, gilt als sicher.
Als solch eine potenzielle Verliererin sieht sich die Schneiderin mit ihrem 130 Quadratmeter großen Traditionsgeschäft am Kipdorf. „Wenn sich die City-Arkaden so erweitern, ist das mein finanzieller Ruin“, sagt sie. Meyer hingegen glaubt, dass solche Anliegen und Lösungen dafür auch zum Verhandlungspaket mit den City-Arkaden gehören können.
Was Meyer hervorhob: Wuppertal ist für Investoren attraktiver gewonnen. Fraglich ist jetzt, ob das auch zu einem Nein an einen der Investoren führen wird.