Kunsthalle Barmen Drei Austellungen im Jahr und ein Labor für kulturelle Bildung in Wuppertal

Wuppertal · Kooperation für drei Jahre zwischen Bergischer Universität und Stadt.

Die nächsten drei Jahre der Kunsthalle Barmen sind geregelt.

Die nächsten drei Jahre der Kunsthalle Barmen sind geregelt.

Foto: Vivian Junker/ Bergische Universität

In letzter Zeit war es in der Kunsthalle Barmen ruhig geworden. Nun steht fest, wie die Zukunft aussieht. Zumindest in den nächsten drei Jahren. Die Bergische Universität nutzt die fünf Räume im Obergeschoss des Hauses der Jugend, um dort dreimal pro Jahr „internationale Gegenwartskunst auf höchstem Niveau“ zu zeigen. Das hat sie am Dienstag mitgeteilt. Am 18. Oktober soll es mit „Shared Spaces“ losgehen. Die Auftaktausstellung soll „die Stärken von Gemeinschaften erkunden und einander neu begegnen“. Sie wird durch das „Kunsthalle Barmen Lab“ mit Vermittlungs- und vielfältigen Angeboten kultureller Bildung ergänzt. Den Neustart möglich macht die bereits länger angedachte Kooperation von Stadt, Uni und Kunst- und Museumsverein (wir berichteten).

Im Januar endete die bislang letzte Ausstellung: Peter Schmersals und Raimund van Wells „à la prochaine ou peut-être avant – bis zum nächsten Mal oder vielleicht auch bis zuvor“. Schon damals waren die Gespräche über einen Nutzungsvertrag mit der Universität weit gediehen. Die Idee: Die Universität organisiert in den beliebten White Cubes Ausstellungen, die auf den Anregungen und Wünschen der Studierenden basieren – Blaupause für eine Art innovatives Museum. Kooperationen mit anderen Playern, Werkstatt- und Vermittlungsarbeit sollten hinzukommen. Schließlich bildet die Universität vor allem Kunstlehrerinnen und -lehrer aus. Außerdem sollte weiterhin einmal im Jahr eine privat initiierte Ausstellung möglich sein, wollte der Kunst- und Museumsverein seine Ausstellungsrechte wahren, so Kulturdezernent Matthias Nocke damals.

Ein halbes Jahr später nun der Vollzug. „Den Ausschlag gab ein Gespräch mit der Rektorin der Wuppertaler Universität. Wir waren uns schnell einig, dass Gebäude und Innenstadtbereich gemeinsam wiederbelebt werden müssen“, so Nocke. Vereinbart wurde, dass die Stadt mit dem Kunst- und Museumsverein die Räume drei Jahre zur Verfügung stellt, derweil sich die Universität der künstlerischen Herausforderung stellt: „Ich habe stets bedauert, dass der Ort seit 2019 eine neue Bestimmung sucht und deshalb größtes Interesse an dieser Aufgabe“, freut sich Katja Pfeiffer, Dekanin der Fakultät für Design und Kunst, auf die neuen Aufgaben. Seit Beginn des Sommersemesters im April verantwortet eine Doppelspitze das Projekt: Katja Pfeiffer und Isabelle Meiffert, die die achte Mittelsten Scheidt-Gastprofessur ausfüllt und die Ausstellungsaktivitäten kuratiert. Geplant sind drei Ausstellungen im Jahr, zwei der Universität, eine in Regie des Kunst- und Museumsvereins, die er auch an andere Kunstschaffende, -einrichtungen oder Künstlervereinigungen vergeben kann. Ein Ort für internationale wie lokale und regionale Kunst. Es sei unglaublich spannend, diesen geschichtsträchtigen Ort mitten in der Fußgängerzone neu zu erfinden, freut sich Meiffert. Die studierte Kulturwissenschaftlerin und Kulturmanagerin verfügt über viel Erfahrung als freie Kuratorin im In- und Ausland und hat den Ehrgeiz, die Kunsthalle Barmen zu einem hochkarätigen Kunstort nachbarschaftlicher und lokaler Begegnung zu machen: „Ich kann es kaum erwarten, all das experimentell und mit künstlerischen Mitteln zu erforschen.“

 Sie bilden die Doppelspitze der Kunsthalle Barmen: Gastprofessorin Isabelle Meiffert (links) und Professorin Katja Pfeiffer.

Sie bilden die Doppelspitze der Kunsthalle Barmen: Gastprofessorin Isabelle Meiffert (links) und Professorin Katja Pfeiffer.

Foto: Boris Kralj /Bergische Universität

Geschichtsträchtigen Ort in
der Fußgängerzone neu erfinden

Pfeiffer wiederum wird das neue „Kunsthalle Barmen Lab“ leiten, ein Labor für kulturelle Bildung der Universität in der Kunsthalle. Hier sollen Stadtbevölkerung, Anwohner und Studierende in unterschiedlichen Formaten und Programmen zusammengeführt werden. Bereits jetzt entwickeln in fünf Seminaren etwa 60 Studierende eine flexible Ausstellungsarchitektur, eine mobile Laboreinrichtung sowie ein Leitsystem zu den Ausstellungen. Zudem sind sie an der Konzeption, Organisation und Durchführung der Vermittlungsprogramme der Ausstellungen maßgeblich beteiligt. Die Studierenden werden zwischen den Ausstellungen mit Präsentationsformen experimentieren. Katja Pfeiffer will möglichst vielen Menschen Begeisterung für die Betrachtung von Bildern und Objekten verschaffen. „Es gehört zu unserer Aufgabe, das Interesse an Gestaltung auch Menschen zu vermitteln, die ganz andere Dinge erforschen“. Über anfallende Mietkosten wird derzeit nichts verraten, man sei auf gutem Weg, heißt es aus der Stadt. Der Vertrag wird Ende Juli unterschrieben. Die Finanzierung stemmt die Uni laut eigener Aussage maßgeblich durch Eigen- und Drittmittel. Sie stellt außerdem innerhalb der drei Jahre Personalmittel von etwa 500 000 Euro bereit. Die Stadtsparkasse unterstützt das Vorhaben. Weitere Kooperationen und Partnerschaften sind erwünscht. Das Interesse von Bildungseinrichtungen und ortsansässigen Initiativen sei vorhanden, eine Zusammenarbeit mit diversen Institutionen – Schulen in Barmen, das Haus der Jugend – bereits aufgenommen worden.

Auch mit dem Von der Heydt-Museum ist Pfeiffer in Kontakt. Sie hat im letzten Jahr ihre Studierenden befragt, ob sie das Museum besuchen. Dabei kam heraus, dass diese sich gerne mit dem Haus identifizieren wollen, dem aber entgegensteht, dass sie den „öffentlich geförderten Monolithen“ als elitär, als „gebaute Hierarchie“ empfinden. Die Jugend wünscht sich Transparenz, Partizipation und andere Präsentationsformate. Pfeiffer selbst regte an, noch nicht etablierte Kunst zu erwerben und Präsentationsformen zu suchen, die empören und irritieren, aktuelle Anliegen wie kulturelle Aneignung, moralische Ansprüche oder Inklusion mehr einzubinden. Aspekte, die nun eine Realisierungschance bekommen. Pfeiffer schätzt die „fantastischen Räume“ der Kunsthalle schon länger. Die Arbeit der Studierenden dort könnte überdies den Transfer der Campus-Universität ins Tal und zu den Menschen befördern – und so ihre Anbindung an die Stadt.

Vertrag wird Ende
des Monats unterschrieben

In fernerer Zukunft könnten dann Ideen zum Zuge kommen, die vor Kurzem noch Tony Cragg geäußert hat: mediale Kunst in der Kunsthalle zu zeigen.