Dubiose Kanal-Geschäfte an Wuppertaler Haustüren
Immer wieder drängen dubiose Anbieter Besitzer von Häusern zu zweifelhaften Geschäften. Es geht um die Kontrolle privater Kanäle für Abwasser.
Wuppertal. Paul Theis, Anwohner am Bredtchen, ist immer noch fassungslos. "Dubiose Kanalreiniger gibt es auch in Wuppertal", schreibt der WZ-Leser in einem Brief an die Redaktion und bezieht sich dabei auf eine Masche, die angesichts einer neuen Gesetzeslage derzeit landesweit um sich greift: Immer wieder werden Grundstücksbesitzer an der Haustür massiv dazu gedrängt, ihre privaten Abwasserleitungen auf Dichtheit und mögliche Schäden hin überprüfen zu lassen.
Die Masche: Wird diese Überprüfung zunächst noch für relativ "kleines Geld" angeboten, folgt danach in der Regel ein Hinweis auf eine angeblich dringend notwendige Kanal-Sanierung, die einen vier- bis fünfstelligen Betrag kosten soll. Am Bredtchen jedenfalls hakte Paul Theis beim Gespräch an der Haustür kritisch nach: 39 Euro sollte die angebliche Kanalkontrolle kosten. "Ich fragte den Mann in Arbeitskleidung nach einem offiziellen Auftrag und nach welcher Vorschrift die Kontrolle erforderlich sei." Auf die Frage nach dem Namen der Firma habe es nur ausweichende Antworten gegeben - und lediglich einen Zettel mit Handy-Nummer. "Ich habe es abgelehnt, unter solchen Bedingungen einen Auftrag zu erteilen." Danach habe der Mann das Haus schnell verlassen.
Für Paul Theis ein Anlass, andere Wuppertaler per WZ-Leserbrief zu warnen.Mit Fällen dieser Art bekomme man es immer wieder zu tun, berichten Udo Lauersdorf und Uwe Schaube von den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) im Hintergrundgespräch mit der WZ. "In der Regel trifft es alleinstehende, alte Leute, die auf diesem Weg zu dubiosen Haustür-Geschäften veranlasst werden sollen", sagt Lauersdorf.
Die Masche entspreche in etwa der, über die auch Paul Theis berichtet. "Den Leuten wird nach der vermeintlichen Kontrolle ihrer Kanäle bewusst Angst gemacht, um auf diesem Weg möglichst schnell an einen Sanierungsauftrag zu kommen. Davor kann man nur warnen."
Und: "Weder die Stadt Wuppertal noch die WSW beauftragen in irgendeiner Form Fremdfirmen für die Kontrolle privater Abwasser-Kanäle." Ihm seien bereits Fälle auf den Schreibtisch gekommen, in denen 15 000 bis 20 000 Euro für an der Haustür erteilte Arbeitsaufträge berechnet wurden. Laut Schaube melden sich pro Woche zwei bis drei Betroffene per Telefon bei den WSW. "Und die Zahl dieser Fälle wird noch weiter zunehmen."
Das liegt daran, dass der Auftrags-Masche ein Landesgesetz zugrunde liegt: Wie berichtet, müssen alle Hausbesitzer bis zum Jahr 2015 nachweisen, dass ihre erdverlegten Abwasserleitungen bis zum Anschluss ans öffentliche Kanalnetz dicht sind (siehe Info-Kasten rechts). Damit soll verhindert werden, dass Abwasser durch undichte Leitungen in den Boden gelangt.
Bei der Überprüfung dubioser Angebote habe sich gezeigt, dass die Sanierungen und Instandsetzungen tatsächlich schadhafter Leitungen bereits zu einem Drittel des an der Haustür veranschlagten Preises zu haben wären, berichtet Lauersdorf.
Und er stellt klar: "Uns geht es bei dieser Warnung nicht darum, auf Kosten von Mitbewerbern an Aufträge zu kommen. Man kann aber jedem Verbraucher nur raten, sich bei solchen Arbeiten an eine seriöse Firma zu wenden, nachzufragen und gegebenenfalls Angebote zu vergleichen." Ein WSW-Kanalcheck koste zum Beispiel 500 Euro. "Alles weit darüber ist unseriös - und alles weit darunter möglicherweise eine Falle."
Der Markt für potenzielle "schwarze Schafe" jedenfalls ist groß: Allein in Wuppertal gibt es 55 000 Grundstücke mit privaten Abwasserleitungen, für die bis zum Jahr 2015 eine Dichtheitsprüfung vorliegen muss.
Es soll auch schon vorgekommen sein, dass beim Abschluss von Kanal-Haustürgeschäften fingierte Filme von Kanal-Kamera-Befahrungen gezeigt wurden, die überall entstanden sein können - nur nicht in der betroffenen Leitung selbst. Eine andere Masche besteht darin, die Kamera beim Einsatz bewusst in eine Ablagerung fahren zu lassen, um dem Betrachter davon zu überzeugen, dass der Kanal schnell gereinigt werden muss.
Paul Theis hat mit seiner Vorsicht jedenfalls alles richtig gemacht - und sich allem Anschein nach eine Menge Ärger erspart.