Duo bringt jüdische Klänge in die Kirche
Semjon Kalinowsky und Franz Danksagmüller spielten in der Reihe „Kirche trifft Synagoge“.
Wuppertal. Mit der Zerstörung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem anno 70 n. Chr. verschwanden auch musikalisch-religiöse Rituale für sehr lange Zeit. Instrumente in der Synagoge waren verboten. Erst ab dem 19. Jahrhundert lockerten sich die Regeln. Auch Orgeln wurden verwendet. Doch auch das währte nicht lange. Denn die Nazis machten alles wieder kaputt. Im Rahmen der Wuppertaler Orgeltage kamen nun aus Lübeck der österreichische Organist Franz Danksagmüller und der in der Ukraine geborene Bratschist Semjon Kalinowsky in die Elberfelder Herz-Jesu-Kirche, um unter dem Titel „Kirche trifft Synagoge“ diesen recht kurzen Zeitabschnitt wieder zum Leben zu erwecken.
Die Namen Louis Lewandowski, Fernand Halphen, Joseph Sulzer, Friedrich Gernsheim und Siegfried Würzburger dürften nur einem ganz kleinen Kreis von Spezialisten bekannt sein. Es waren deutsch-jüdische, französisch-jüdische, österreichisch-jüdische Komponisten und Musiker des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Viel bekannter sind andere an diesem Abend zu Ohren gekommene Tonsetzer aus dieser Zeit. Ernest Bloch war ein schweizerisch-amerikanischer Komponist jüdischer Abstammung. Max Bruch hatte als Dirigent des Berliner Stern’schen Gesangsvereins „viel mit den Kindern Israels“ zu tun. Joseph Gabriel Rheinberger und Jehan Alain gehörten dem katholischen Glauben an. Und Danksagmüller selbst, einstiger Kirchenmusiker an der Wiener Karlskirche, kam mit einer musikalisch wie hochvirtuos erstklassigen Improvisation zu Wort. Es war ein interreligiöses Programm, das sehr kurzweilig präsentiert wurde. Unter anderem korrespondierten Bruchs Version von Kol Nidre (ein jüdisches Gebet) im Original für Cello und Orchester, Lewandowskis „Pessach“-Präludium, Blochs „Prayer“ aus „From Jewish Life“ sehr schlüssig mit Rheinbergs Präludium in c-Moll aus der Suite op. 166 wie auch Alains „Les Fetes de l’Annee Israelite“ (die Feste des israelitischen Jahres). Kalinowsky und Danksagmüller harmonierten kongenial. Stets nahmen die Registrierungen auf die warmen Bratscheklänge Rücksicht. Auch allein glänzte der Organist mit einer kultivierten Vortragskunst. Sämtliche Werke wurden ausgesprochen nuanciert und spannend vermittelt. Diesem Konzert hätte viele Besucher gewünscht. Nur wenige waren da. Die aber applaudierten um so heftiger und erhielten eine kurze Zugabe.