Leser-Meinungen E-Scooter: Das denken Wuppertaler über die neuen Fahrzeuge im Stadtgebiet

Wuppertal · WZ-Leser kritisieren die E-Scooter.

Auch vor der Redaktion der Westdeutschen Zeitung wurden schon E-Scooter abgestellt.

Foto: Büsra Sönüksün

Seit einem Monat fahren die E-Scooter des Unternehmens Lime über Wuppertals Straßen. Die Leih-Fahrzeuge werden als Fluch empfunden, wenn die Fahrer unvorsichtig unterwegs sind oder sie mitten auf dem Gehweg abstelle, und als Segen, wenn der eine oder andere Weg schneller zu bewältigen ist. Wir haben unsere WZ-Leser gebeten, uns ihre Meinung mitzuteilen und Bilder zu schicken.

Achim Peuster findet, dass die E-Scooter die Bürgersteige zu einer Gefahrenzone für Fußgänger machen. Er schreibt: „Mit Einführung der Elektroroller auf Vohwinkels Straßen kann man sich nunmehr als Fußgänger auf dem Bürgersteig nicht mehr sicher fühlen. Nach eigener Beobachtung scheint die Mehrheit der E-Rollerfahrer zu ignorieren, dass mit diesen Fahrzeugen auf der Straße gefahren werden muss und der Bürgersteig tabu ist. Ich selbst wurde schon zwei Mal fast auf dem Bürgersteig angefahren. Weist man die Betroffenen auf ihr Fehlverhalten hin, so folgen oft Beschimpfungen; Einsicht: Fehlanzeige!“

Auch Monika Schiffgen fühlt sich als Fußgängerin nicht mehr sicher: „Überall auf den Bürgersteigen und in den Fußgängerzonen (auch wenn sie für Radfahrer nicht freigegeben sind), habe ich große Angst, angefahren zu werden. Ich bin schon mehrmals in der Fußgängerzone und auf dem Bürgersteig fast von Radfahrern angefahren worden an Stellen, wo sie nicht fahren durften. Es ist für mich mittlerweile richtiger Stress, mich als Fußgängerin draußen zu bewegen. Und mit den E-Scootern wird es immer schlimmer.“ Schiffgen führte ein Tagebuch über ihre Erfahrungen mit E-Scootern. Fast jeden Tag sah sie, wie Scooterfahrer sich nicht an die Regeln hielten und infolgedessen Fußgänger fast angefahren haben.

Weg dicht: Diese Situation findet sich in Wuppertal zuhauf.

Foto: Uwe Maaßen

Insbesondere nicht ordnungsgemäß geparkte E-Scooter sind den Wuppertalern ein Dorn im Auge. Für Rollstuhlfahrer stellen sie ein großes, teilweise unüberwindbares Hindernis dar. Sabine Danieleit erzählt von einem einschneidenden Erlebnis: „Vor circa drei Wochen musste ich trotz Starkregen zur Krankengymnastik mit dem Bus in die Stadt fahren. Ich sitze im Elektro-Rollstuhl. Nachdem ich mich wetterfest gekleidet hatte, verließ ich das Haus, ausgerüstet mit Regenschirm. Im strömenden Regen fuhr ich die Kohlstraße runter und als ich fast unten angekommenen war, stand mitten auf dem Bürgersteig ein E-Scooter. Ein Umfahren dieses E-Scooters war unmöglich, da die Kohlstraße vormittags total zugeparkt ist. Also fuhr ich rückwärts die Straße hoch und suchte mir zwischen den geparkten Autos eine Lücke, um den Bürgersteig zu verlassen. Gar nicht so leicht, weil dort eng geparkt wird. Schließlich hatte ich eine Stelle gefunden, die ich mit meinem Rollstuhl durchfahren konnte. Somit fuhr ich auf der Fahrbahn. An der Bushaltestelle angekommen war ich absolut nassgeregnet, gestresst und habe erstmal geheult.“

Auf der Fahrbahn mit dem Rollstuhl fahren ist nicht ungefährlich. Doch auch Leser Lothar Kümmel musste schon auf diese Notlösung zurückgreifen: „Vor ein paar Tagen fuhr ich mit meinem Elektro-Rollstuhl die Werléstrasse in Heckinghausen hinunter. An der Ecke Rübenstrasse/Werléstrasse standen fünf E-Scooter. Ich hatte keine Möglichkeit, an den E-Scootern vorbeizufahren. Ich musste absteigen und den Rollstuhl auf die Fahrbahn bringen. Was nicht ganz einfach ist, weil die Bordsteinkante da nicht abgesenkt ist.“ Nur mit der Hilfe eines Fußgängers kam Kümmel wieder zurück auf den Bürgersteig. „Vielen Dank Stadt Wuppertal für die zusätzliche Behinderung für Schwerbehinderte mit Rollstühlen“, so Lothar Kümmel.

„E-Scooter könnten ein
gutes Verkehrsmittel sein...“

Die Scooter dürfen auf Gehwegen geparkt werden – so, dass sie niemanden behindern.

Foto: Uwe Maaßen

Norbert Bernhardt sieht die Probleme in erster Linie bei der Stadtverwaltung. Es habe Bedingungen mit den Verleihern gegeben, die verpflichtend und einzuhalten seien. „Dazu gehört ein Verhältnis Pedelecs zu E-Scootern von 2 zu 1. Nur sieht man so gut wie keine Pedelecs. Ferner müssen Abstellflächen klar definiert und auf der Straße markiert sein. Am Hauptbahnhof stehen die Scooter neben der eigentlichen Abstellfläche (Schotterplatz) auf dem Gehweg, in der Fußgängerzone Schloßbleiche ist der Bereich ‚irgendwo zwischen Alter Freiheit und Wall‘. Unsinn ist auch, Abstellzonen wie in der Fußgängerzone festzulegen, wo E-Scooter nicht fahren dürfen.“ Das Foto, das am Ende der Fahrt vom geparkten Roller gemacht werden muss, sei „ein Witz“. Denn auch wenn der Roller den Gehweg blockiert, könne der Leihvorgang trotzdem beendet werden, hebt Norbert Bernhardt hervor.

Uwe Maaßen fasst die Situation zusammen: „E-Scooter könnten ein gutes Verkehrsmittel sein, wenn man mit ihnen nicht auf dem Gehweg fahren würde und das Gefährt nicht verkehrsbehindernd beziehungsweise verkehrsgefährdend auf den Gehwegen abgestellt würde.“ Er macht Lösungsvorschläge: „Da in den kommenden Jahren voraussichtlich weitere E-Scooter die Gehwege fluten werden, ist dringender Handlungsbedarf angezeigt, sowohl was das unerlaubte Fahren auf Gehwegen, als auch das rücksichtslose Gehweg-Parken betrifft. Für das Parken müssen dringend entsprechend markierte verpflichtende Abstellzonen von der Stadt zur Verfügung gestellt werden. Nur in diesen Zonen darf dann das Abstellen der Fahrzeuge erlaubt sein. Zudem müssten die Kontrollen verstärkt und eine finanzielle Ahndung der Verstöße erfolgen.“ Red