E10: Wuppertals Autofahrer sagen "Nein" zum Streit-Sprit

Seit Einführung des Bio-Kraftstoffs wird diskutiert. Unter Autofahrern, an Tankstellen und in Autohäusern herrscht Skepsis.

Wuppertal. Seit Tagen sorgt er für Schlagzeilen: Der neue Kraftstoff E10 mit zehn Prozent Ethanol-Anteil. Nach dem Benzin-Gipfel im Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag ist klar: Der neue Sprit wird weiter fließen — nur sollen die Autofahrer jetzt besser informiert werden. Dass das nottut, zeigte eine Umfrage der WZ unter Wuppertaler Autofahrern: Unter ihnen ist die Unsicherheit groß. Die meisten trauen sich nicht, E10 zu tanken. Sie haben Angst, dass der Streit-Sprit langfristig ihrem Auto schadet.

Für Erich Hülssiepen (82) an der Jet-Tankstelle am Otto-Hausmann-Ring ist E10 kein Thema: Er möchte mit seinem neuen Honda Jazz kein Risiko eingehen. Auch Autofahrerin Beatrix Kick (50) sagt: „Den tank’ ich nicht.“ Für Tankstellen-Mitarbeiterin Nicole Jansen (27) liegen die Beiden im Trend: „In acht Stunden tanken ein bis zwei Leute E10 — und einer davon aus Versehen.“ An der Esso-Tankstelle an der Düsseldorfer Straße hat Angelika Bohn (59) eher ethisch motivierte Bedenken — und zwar im Hinblick auf den Verbrauch von Anbauflächen für den Pflanzen-Anteil in E10: „In Afrika hungern die Leute, und wir zerstören die Felder, um tanken zu können.“ Die Markant-Tankstelle an der Friedrich-Ebert-Straße bietet derzeit noch kein E10 an — laut Chefin Melanie Groß gibt es auch keine Nachfrage.

Nur wenige Autofahrer würden E10 tanken. Karl-Heinz Reinhardt (59) hat keine Bedenken, dass sein Ford Escort den Kraftstoff verträgt: „Ich habe mich informiert.“ Florian Fischer (25) hätte per se nichts gegen E10 — doch für ihn kommt der Bio-Sprit momentan nicht in Frage: Sein VW Polo, Baujahr 1976, verträgt den Kraftstoff nicht. Diese große Ratlosigkeit zu E10 kommt auch in Wuppertals Autohäusern an. „Unsere Kunden sind zu 100 Prozent verunsichert“, sagt Bettina Kuhlmann vom Autohaus Kuhlmann. Sie riefen vielfach an und wollten wissen, ob sie E10 tanken könnten. „Ich wünschte, es würde vom Markt genommen“, so Kuhlmann. Es gebe keine Langzeitstudien zur Verträglichkeit, alles sei spekulativ. „Ich glaube, dass die Leute E10 lieber nicht tanken wollen, es aber tun, da er preiswerter ist.“

Auch bei Jörg Albers vom Kundendienst des Autohauses Gottfried Schultz rufen viele Kunden wegen E10 an. Bei VW-Modellen mit FSI-Direkteinspritzer-Motor von 2001 bis 2006 könne man E10 in der Regel nicht benutzen, sagt Albers. Bei Neuwagen gebe es kein Risiko.

Klaus Homberg, Kfz-Meister beim Autohaus Aurego, muss derzeit manchen Kunden enttäuschen: „Viele wollen von uns eine schriftliche Garantie, aber die können wir nicht geben.“ Homberg verweist auf die Internetseiten der Hersteller und wünscht sich außerdem klare Aussagen aus der Politik. Über mögliche Risiken bei der Verwendung von E10 sagt er wie viele andere Experten: „Kunststoffleitungen könnten beschädigt werden. Eventuell ist der Verschleiß des Motors größer.“