Ebenso locker wie tiefgründig: Kulturpreis für Anne Linsel
Roswitha Dasch trägt zur Versöhnung bei — und erhält den Förderpreis.
Wuppertal. Als „faszinierend und anrührend“ bezeichnete Oberbürgermeister Peter Jung den Film „Tanzträume“ — Anne Linsels großes Filmprojekt. Für ihr Lebenswerk erhielt die Wuppertaler Kulturjournalistin, Filmemacherin, Regisseurin und Publizistin jetzt im Opernhaus mit dem mit 12 500 Euro dotierten Von der Heydt-Kulturpreis der Stadt.
Die Laudatio hielt ein früher Weggefährte von Anne Linsel, der Journalist Michael Schmid-Ospach, ehemaliger Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, mit dem Linsel bei der Westdeutschen Rundschau volontiert hat. Anne Linsel sei immer bemüht, das Strahlende in der Kultur zu finden. Ihr Film über die Jugendlichen, die Pina Bauschs „Kontakthof“ tanzen, besitze Ernst und Heiterkeit in der ihr eigenen Handschrift. Und er befinde sich mit „Pina“ von Wim Wenders durchaus auf Augenhöhe.
Der Laudator erinnerte an Linsels Beiträge in der „Zeit“, an die ZDF-Reihe „Zeugen des Jahrhunderts“ oder an ihre Moderation des Kulturmagazins „Aspekte“. Dass Journalismus bei ihr an der Sache orientiert und der Blick auf die Menschen ebenso locker wie tiefgründig ist, davon zeugten Ausschnitte aus den Linsel-Filmen. Die Porträts Wuppertaler Künstler, etwa der frühe Peter Kowald-Film, das Hanna Jordan-Porträt, das Gespräch mit Tony Cragg oder Michael Zeller und das Interview mit der scheuen Pina Bausch zeigen, wie Sachlichkeit und Intimität gelungene Symbiosen eingehen.
Anne Linsel nannte drei Frauen, denen sie wichtige Erkenntnisse verdanke: Mit der Schriftstellerin Hilde Spiel, der Bühnenbildnerin Hanna Jordan und der Choreografin Pina Bausch verbinde sie die große Liebe zum Theater, und zwar zu allen drei Sparten. Sie hoffe, „diese Theater-Kunst des Gefühls, des Körpers, der Sprache vielleicht einst wieder im renovierten Schauspielhaus erleben zu können.“
Die Wahl-Wuppertalerin Roswitha Dasch, Geigerin, Sängerin, Schauspielerin, Rezitatorin, Moderatorin und Pädagogin erhielt den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis. Sie sei eine Allrounderin, ohne beliebig zu sein, urteilte die Jury und würdigte ihr Engagement für die jüdische Musik und Kultur, womit sie zu Toleranz und Versöhnung beitrage. Laudatorin Ingeborg Wolff hob ihre Fähigkeit hervor, die besondere Sprache der Klezmer-Musik zu verstehen und zu vermitteln. Mit ihrem Engagement für die Überlebenden des Wilnaer Ghettos habe sie Zeichen gesetzt und eine Erinnerungskultur geschaffen: „Sie hat mit dem Herzen zugehört“.