Wahl 2020 Eberhard Hasenclever: Der Dauerbrenner in Langerfeld
Langerfeld. · Seit 50 Jahren ist der 86-Jährige Mitglied der Bezirksvertretung - und will erneut zum Bezirksbürgermeister gewählt werden.
Ordner über Ordner, sauber aufgereiht im Regal. Gelagert in der ehemaligen Werkstatt des gelernten Schuhmacher-Meisters. Wer Eberhard Hasenclever kennt, der hat so etwas erwartet. Schließlich kommt der 86-Jährige eigentlich bei jedem Thema, das Langerfeld oder Beyenburg betrifft, mit irgendwelchen Dokumenten um die Ecke, kann jede Diskussion mit Material füttern. Der Platz im Haus schwindet allerdings, so viel kommt regelmäßig nach.
Weg kommt nichts. Ob es jetzt ein Protokoll einer BV-Sitzung aus den 1970er Jahren ist, oder die Einladung zur ersten SPD-Mitgliederveranstaltung, die er besuchte - mit einem gewissen Johannes Rau als Redner. Er sei einfach akribisch, erklärt der SPD-Bezirksbürgermeister und fügt schmunzelnd an: „Der eine oder andere findet das auch nervig.“ Zugegeben, es kann durchaus mal anstrengend werden, wenn er loslegt, einen mit Fakten bombardiert. „Ausholt“, wie er es nennt. Dafür weiß man aber auch wirklich (fast) alles, wenn Hasenclever sich zu einem Thema ausgelassen hat. „Er hat zu jedem Stein in Langerfeld eine Geschichte“, sagte Zahra El Otmani, junge Ratskandidatin für den Stadtteil, noch anerkennend vor der Wahl.
Ans Aufhören denkt Hasenclever, der vor 50 Jahren das erste Mal in die Bezirksvertretung gewählt wurde und auch lange Jahre im Stadtrat saß, nicht. Bei der Wahl am Samstag holte die SPD die Mehrheit. Der Dauerbrenner aus Langerfeld will für die nächsten Jahre weiter als Bezirksbürgermeister die Geschicke des Bezirks Langerfeld-Beyenburg lenken. „Ich bin noch nicht fertig.“
Hasenclever: Gibt noch viele Themen, die zu beackern sind
Ganze Listen hat er an Themen, die es noch zu beackern gilt. Die fehlende Nahversorgung in Beyenburg etwa, der erhoffte Haltepunkt der S7 an der Badischen Straße in Langerfeld, die Standortfindung für die siebte Gesamtschule und, und, und.
Es sei selbstverständlich gewesen, „dass wenn er weitermachen will, dann auf Platz eins“, sagt Andreas Bialas, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender von Hasenclevers Ortsverein. Das Alter spiele keine Rolle. Seine Unterstützung habe er, betont Bialas. „Wir sind heilfroh, dass wir ihn haben“. Er sei „ein Fuchs, von dem wir lernen können.“ Dafür nehme Bialas auch in Kauf, dass er aufgrund der meist pickepackevollen Tagesordnung der BV „schon das eine oder andere spannende Fußballspiel verpasst habe“.
Für Margret Hahn ist der 86-Jährige die „Verkörperung Langerfelds“. Er habe sich immer für den Stadtteil eingesetzt, nicht für die Partei. Und auch für Beyenburg fügt sie schnell an. Dass der Ur-Langerfelder auch seinen zweiten Zuständigkeitsbereich auf dem Schirm habe, bestätigt Heinz-Werner Putzke, seit Jahrzehnten in verschiedenen Positionen, etwa im Geschichtskreis, in Beyenburg aktiv. Ziemlich frisch ist zum Beispiel noch die Schautafel, die auf die Sitzung der BV hinweist.
Die Arbeit des Stadtteilgremiums hat eine Aufwertung erfahren - auch dank des Bezirksbürgermeisters aus Wuppertals Osten, sind sich seine Amtskollegen von Vohwinkel bis Oberbarmen einig. Denn eine nicht geringe Zahl an Ordnern in Hasenclevers alter Werkstatt trägt die Aufschrift „GO“ für Gemeindeordnung. In die hat sich der sechstälteste Kandidat der Kommunalwahl wie wahrscheinlich kein zweiter Lokalpolitiker in Wuppertal eingearbeitet, vor allem eben, was die Aufgaben und vor allem Rechte der Bezirksvertretungen angeht. Er hole nur, „was uns zusteht“.
Er sieht sich als Streiter
für seinen Bezirk
Einer seiner Vorfahren habe Anfang des 19. Jahrhunderts schon gegen die Napoleonischen Truppen gekämpft. „Er war ein Streiter“, sagt Hasenclever. Und als solcher sieht er sich auch. Eben für Langerfeld, Beyenburg und die BV. Deren Vorgeschichte beginnt - und da ist er bei einem seiner Lieblingsthemen - 1922.
Wer mit dem Bundesverdienstkreuzträger öfter zu tun hat, kann mit der Zahl natürlich etwas anfangen. Damals kam Langerfeld nämlich zu Barmen, später, 1929/30 dann zu Wuppertal. Und seit damals gab es auch die Diskussion, wie die Stadtteile repräsentiert werden können - bis Jahrzehnte später die Bezirksvertretungen ins Leben gerufen wurden. Aber: Die Verwaltung, so sagt er, habe über Jahre viele Aufgaben übernommen, die eigentlich in die Zuständigkeit der BV fielen. Dabei habe schon OB Gottfried Gurland in den 1970er Jahren angekündigt, die Rechte der Stadtteilgremien zu stärken. „Aber dann kam nie was“, erinnert sich Hasenclever.
Seit ein paar Jahren hat nun der Langerfelder den Hut auf, was den Einsatz für die BV angeht. Er tauscht sich mit Kollegen in anderen Städten aus, war schon mehrfach bei der Bezirksregierung in Düsseldorf. Und ist natürlich Stammgast im Rathaus. Und auch, wenn er der Verwaltung ein ums andere Mal auf die Füße trat und noch treten wird: Man schätzt ihn. Michael Telian, seit 25 Jahren im Oberbürgermeisterbüro tätig, lobt ihn als Interessenvertreter seines Stadtbezirkes.
„Keiner kennt Langerfeld-Beyenburg so gut wie er.“ Fast alles, was sich in Langerfeld-Beyenburg entwickelt habe, sei mit seinem Namen verbunden. Und eben auch das Engagement für die BVen. Seine Initiative habe letztlich dazu geführt, dass der Rat der Stadt ein Maßnahmenpaket zur Stärkung der Bezirksvertretungen beschlossen hat, betont Telian.
Dass die Mittel aus dem Gemeindefinanzierungsgesetz zum Beispiel nun direkt vom Stadtteilparlament verteilt werden, ist einer der ersten Erfolge. „Aber es geht grad erst los“, betont er. Der „Streiter“ kommt wieder durch.