Ehrenberg: Die Mufflons leiden
Den Tieren sind seit Monaten die Klauen nicht gestutzt worden. Sie haben Schmerzen. Anwohner will die Stadt anzeigen.
Langerfeld. Ernst-Gustav Pampes ist erbost — der 65 Jahre alte Rentner ist am Ehrenberg aufgewachsen. Sehr genau kennt er das dortige Gehege der Wildschafe, auch Mufflons genannt. Der Gesundheitszustand der Tiere ist der Grund für Pampes’ Zorn: „Seit etwa einem halben Jahr fällt mir auf, dass die Mufflons übermäßig lange Klauen haben. Sie können nicht mehr richtig auftreten und laufen.“
Jeden Tag streift Pampes, der bis vor fünf Jahren noch eine Heim-Bandweberei auf seinem Hof betrieb, durch den nahe gelegenen Wald zum Wildgehege, um die Tiere zu füttern oder ihnen Gesellschaft zu leisten. Er habe sich bei einem Schafhirten erkundigt — der habe ihm bestätigt, dass sich die Klauen der ursprünglich auf Sardinien und Korsika beheimateten Mufflons in ihrer natürlichen Umgebung aufgrund des dort steinigen Untergrundes selbst abschaben. Das funktioniert auf dem weichen Wuppertaler Waldboden indes nicht — daher müssen sie ein Mal pro Jahr geschnitten werden.
Mittlerweile laufen die drei Widder und sechs Schafe mit nach oben gekrümmten Klauen und haben nach Pampes’ Meinung Schmerzen. „Das ist Tierquälerei“, schimpft Pampes. Er wandte sich am 2. Januar, nachdem auch ein Gespräch mit ortsansässigen Jägern nicht zum Erfolg führte, ans Barmer Rathaus. Das Gespräch mit Forstamts-Abteilungsleiter Albert Vosteen sei allerdings bis heute fruchtlos geblieben, so Pampes.
Wie Vosteen bestätigt, sind die Jagdpächter am Ehrenberg für die Wildregulierung zuständig, während die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald sowie Ehrenamtler am Ehrenberg bereits vor einigen Jahren von der Stadt die Aufgabe übernommen haben, die Tiere im Wildgehege zu füttern und sich um sie zu kümmern.
Das Schneiden der Mufflon-Klauen falle jedoch nicht in deren Zuständigkeitsbereich, sondern sei aufgrund des Aufwands Angelegenheit der Stadt. Es sei Aufgabe der Zoo-Mitarbeiter, die starken Mufflons zu betäuben, um ihnen dann die Klauen schneiden zu können.
Passiert ist bislang allerdings nichts — und das bringt Pampes erst recht in Rage: „Ich werde innerhalb der nächsten vier Wochen eine Anzeige wegen Tierquälerei machen, wenn sich bis dahin immer noch nichts tut.“ Albert Vosteen versichert allerdings: „Wir kümmern uns.“ Kürzlich hätten Förster Martin Kiefer und Zoo-Tierarzt Arne Lawrenz versucht, die Mufflon-Widder mit einem Gewehr zu betäuben. „Leider waren die Tiere zu schnell und haben sie nicht nah genug heran gelassen“, so Vosteen. Die Stadt werde weiter versuchen, die Mufflon-Klauen zu stutzen — was dringend nötig sei. Denn könne man die Mufflon-Widder nicht betäuben, müsse man sie im schlimmsten Fall sogar erlegen.