Ein 101-Jähriger, der seine Wäsche selbst macht
Helmut Höhmann feiert heute Geburtstag. Er blickt auf ein spannendes Leben in seiner Heimatstadt Wuppertal zurück.
Elberfeld. Zwei Weltkriege, zwei Inflationen, den Deutschen Kaiser — Helmut Höhmann hat miterlebt, was die Meisten nur aus Geschichtsbüchern kennen. Heute feiert der Wuppertaler seinen 101. Geburtstag.
Seine Gäste wird er mit einem festen Händedruck begrüßen. Und er lässt es sich auch nicht nehmen, den Damen aus dem Mantel zu helfen. Höhmann ist fit. „Im Geist und Körper“, sagt der 101-Jährige. Bei schönem Wetter geht er täglich auf der Hardt spazieren — immer mit Stock und Hut. Wenn er seinen Sohn besuchen will, fährt er alleine mit der Schwebebahn. Und alle 14 Tage macht er seine Wäsche selbst. „Ich will meine Selbstständigkeit behalten.“
2005 kehrte der „Barmer Jung“, wie Höhmann sich selbst bezeichnet, in seine Geburtsstadt zurück. In den 60er-Jahren zog er nach Frankfurt, um im Versand für medizinisches Material zu arbeiten. 2004 starb seine Frau. „Da wollte ich meinen Vater in der Nähe haben“, sagt sein Sohn Dieter Höhmann (75). Seit dem lebt Helmut Höhmann in der Mundus Seniorenresidenz am Laurentiusplatz.
Die alte Heimat ist mit vielen Erinnerungen behaftet. Nicht immer sind es schöne Bilder, die im Kopf hochsteigen. „Mein Leben ist von zwei Kriegen überschattet“, erzählt der 101-Jähirge mit kräftiger Stimme. Als wäre es am Mittwoch gewesen, sieht er die Franzosen 1918 in Elberfeld einmarschieren und die Rückkehr der deutschen Truppen. „Sie kamen runter von Schwarzbach. Meine Mutter hat einem Soldaten eine Zeltbahn abgekauft und mir einen Anzug daraus genäht.“
Der Vater kam in dieser Zeit auch mal mit einem Sack voll Geld von der Arbeit nach Hause. Das musste dann möglichst schnell in Lebensmittel investiert werden. „Es konnte sein, dass das Geld am nächsten Tag wertlos war oder ein Brot eine Billionen kostete“, blickt er auf die Deutsche Inflation zurück.
Schön seien die Tanzabende in der Barmer Stadthalle gewesen — und die Damen natürlich. „Gummilitzen und Gummibänder der Barmer Frauen sind in der ganzen Welt bekannt“, sagt Höhmann und lacht. Heute würden die Frauen ja leider kaum noch Strumpfbänder tragen, die unter dem Rock hervorblitzen.