Bienen studieren Ein Bienenvolk summt auf dem Dach der Else-Gesamtschule

Elberfeld · Schüler lernen im Zertifikats-Kurs mehr über die Insekten. der Honig wird auch verkauft.

 Silvio Geßner, Didaktischer Leiter bei der Gesamtschule Else Lasker-Schüler, ist in seiner Freizeit auch Hobby-Imker.

Silvio Geßner, Didaktischer Leiter bei der Gesamtschule Else Lasker-Schüler, ist in seiner Freizeit auch Hobby-Imker.

Foto: Fischer, Andreas

Silvio Geßner steckt brennende Pappe in den „Smoker“, einen zylindrischen Blechbehälter, und pustet Rauch auf einen von drei Bienenstöcken. Mit dicken Handschuhen hebt er eine hölzerne Zarge voller Bienen aus dem großen Kasten. So routiniert, wie Geßner mit den Insekten umgeht, könnte fast in Vergessenheit geraten, dass er mitnichten ein Imker ist, sondern Lehrer und zugleich Didaktischer Leiter an der Gesamtschule Else Lasker-Schüler. Und die Bienen sind nicht etwa im Grünen beheimatet, sondern genießen einen Panoramablick auf die Innenstadt vom Dach der Elberfelder Schule aus.

Geßner selbst, so viel muss gesagt sein, ist tatsächlich zumindest Hobby-Imker. Auch der stellvertretende Schulleiter hält privat Bienen, und als die beiden Verantwortlichen die gemeinsame Leidenschaft entdeckten, kam die Idee: „Das ist doch auch etwas für die Else!“ Gesagt, getan: schon wurden die besagten drei Bienenstöcke angeschafft, samt Erstausstattung, die von der Stadt Wuppertal zur Verfügung gestellt wurde. Doch die Imkerei auf dem Schuldach dient nicht dem reinen Vergnügen. Vielmehr wird seit dem Sommer dank der Bienen ein weiterer Zertifikats-Kurs, ein sogenannter „Z-Kurs“, an der Gesamtschule angeboten. Die Schulkinder wählen einen dieser Kurse und bekommen statt einer Benotung ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme. Es fanden sich auf Anhieb 15 Interessierte, die dem neuen Projekt nun regelmäßig beiwohnen. Geßner findet diese Auseinandersetzung wichtig: „Die Schülerinnen und Schüler kommen aus dem Umfeld der City. Die Nähe zur Natur ist da nicht so sehr gegeben, wie man sich das vielleicht wünscht.“ 

Sein Ansatz ist, Ängste vor den Tieren abzubauen und „einen Beitrag dafür zu leisten, ein Gespür für die Natur und für Nachhaltigkeit zu bekommen.“ Auf lange Sicht habe das durchaus auch mit Bienensterben und Klimawandel zu tun. Die Jugendlichen der achten bis zehnten Klasse, für die das Angebot bestimmt ist, nehmen den Kurs gern an. „Ich wollte schon immer wissen, woher eigentlich der Honig kommt“, sagt eine Schülerin aus dem Z-Kurs. Jetzt wurde bereits die erste spätsommerliche Ernte auf dem Dach eingeholt.

Das Interesse in der Schule wächst, auch die jüngeren Jahrgänge wollen in den Pausen gern die Bienenstöcke beobachten. Mit dem Interesse werden sich auch die Insekten vermehren: „Wir werden im nächsten Jahr auch Ableger bilden“, plant Geßner. Bis dahin wird im Unterricht fleißig Zuckerwasser angerührt, damit die Tiere den kommenden Winter überleben. Der gesammelte Honig wird verkauft, um die Materialien zu refinanzieren.