Ein Boot „made in Wuppertal“

Mitte der 90er Jahre wurde in den Räumen der Firma Heitmann genau ein einziges Luftkissenboot gebaut.

Barmen. Wuppertal liegt seit jeher recht weit entfernt von motorisiert befahrenen Wasserstraßen und Schiffswegen — und doch gab es hier Mitte der 90er Jahre mal eine Werft. In der Bleicherstraße 9 um genau zu sein. In den Räumen der Firma Heitmann wurde damals genau ein einziges Boot gebaut: ein Projekt aus Leidenschaft, wie Daniela Ranft weiß. Ihr Vater Gerhard Heitmann war es damals, der sich an das Wagnis machte, ein Hovercraft, also ein Luftkissenboot zu bauen.

„Auf einer Messe kam mein Vater mit einem australischen Ingenieur ins Gespräch, der jemanden suchte, um mit ihm ein Boot zu bauen.“ Heitmann war sofort Feuer und Flamme: „Mein Vater war Unternehmer durch und durch.“ Eigentlich Geschäftsführer einer Firma, die Bedienungsliteratur für die Automobilindustrie in bis zu 17 Sprachen übersetzte, nahm er die Herausforderung an. Der australische Ingenieur zog nach Wuppertal und fing an, das Boot zu planen und zu konstruieren — alles in Handarbeit. Ab da war der Vater immer seltener zu Hause: „Wenn wir uns fragten, wo er ist, war es eigentlich immer sofort klar: Wieder im Bootshaus“, so Ranft.

Zur Messe „boot“ im Jahre 1997 konnte das bis zu 120 km/h schnelle Hovercraft mit Platz für zehn Passagiere endlich der Öffentlichkeit präsentiert werden. Über sechs Meter lang, vier Meter breit und anderthalb Tonnen schwer musste aber zunächst das Tor der Werkstatt verbreitert werden. Ein Makel, der auch heute noch am Haus zu sehen ist.

Ranft betreibt hier nämlich nun ihr Veranstaltungshaus mit dem passenden Namen „Bootshaus“. Auch die neu gegründete Bootshaus Akademie ist hier untergebracht. Ganz im maritimen Stil gestaltet, erinnern aber immer noch zwei Stahlummantelungen am Tor an den einstigen Transport des großen Boots — sogar ein Kran musste eingesetzt werden. Auf der Messe kam der Prototyp „Heitmann Modell 100“ an. Aufträge und Anfragen sogar aus Bahrain und vom Bodensee erreichten die Wuppertaler Werft. Doch wegen des Tods Gerhard Heitmanns konnte das Projekt nicht weiter verfolgt werden. „Das Boot wurde im Duisburger Hafen zu Wasser gelassen.“ Eine Tafel in der Akademie erinnert heute an die Geschichte des Bootshauses und das einst hier gebaute Luftkissenboot.