Ein Stadtrundfahrt, bei der sich die Balken biegen
Wahr oder geflunkert? Diese Frage stellte bei der Stadttour der besonderen Art an manchen Stellen.
Wuppertal. Geflunkert oder wahr, das fragte sich mancher Teilnehmer der ersten WunderFlunkerstadtRundfahrt. Baron Münchhausen wäre vor Neid erblasst, wandelte Schauspielerin Caroline Keufen als Reiseleiterin doch kräftig auf den Spuren des Lügenbarons. Ideengeber waren die Künstler Olaf Reitz und Thomas Beimel. An die Grenze zwischen Phantasie und Wahrheit führte ihre Reise, um an ausgewählten Orten verborgene Schätze zu entdecken und erfahrbar zu machen.
Mehr als 200 Personen haben an der Realisierung mitgewirkt, von Laienensembles freischaffender Künstler, Schulklassen bis hin zu professionell geführten künstlerischen Institutionen. Die Kombination zwischen Fiktion und Fakten machte dann auch den besonderen Reiz aus. „Wer arm ist, muss sich neu erfinden,“ erklärt Beimel und beschreitet so mit seiner Wunderflunkertour als eine Art Musiktheaterstück zum Mitmachen neue Wege. Zu sehen war dies an der Farbmühle. Hier tanzten alle Teilnehmer zu den Klängen des Bergischen Blechbläserensembles mit Begeisterung, den bunten, rot, grün und blauen „Tanz der Färber“. Wortgewandt entfaltete sie während der Tour ein buntes Panorama der Stadt, wobei die industrielle Historie immer wieder eine Rolle spielte. „Die saisonalen Farben wurden im Nebel gefärbt und die Farbe Abendrot gerne für Bettwäsche genutzt,“ erklärt sie.
Keufen erzählte vom Ausbruch eines Mafiosi aus dem ehemaligen Gefängnis Bendahl und von einer Begegnung der panischen Art zwischen Udo Lindenberg, Erich Honecker und Altbürgermeisterin Ursula Kraus. Zwischendurch erklang im Bus die Stimme der Elefantin Tuffi, war sie doch die Erste, die nach ihrem Sturz aus der Schwebebahn, in einem Tütü von Dior im neu errichteten Opernhaus singen durfte. In ihrem Diadem sollen Steine aus dem Bernsteinzimmer gefunkelt haben.
Geflunkert oder wahr? Dem Homo Wuppertalensis auf der Spur begab man sich im Institut für Laut- und Sprachentwicklung im Botanischen Garten, wo Kakteen in ihren Stacheln die Laute unserer Vorfahren speichern können. In diesen Ur-Sonaten des Bergischen Landes waren die Töne des Regens zu erkennen.
Und Wuppertal besitzt eine Planetenzuchtstation. Tief unter der Erde, im alten Bunker unter dem Busbahnhof Döppersberg liegt die Zukunftswerkstatt. Neuvinale Draxbraxsparationen werden hier gezüchtet, oder auch die Knotenmuschel Oxidarksaal, neben der man nicht husten darf. Schrumpfgefahr besteht hingegen bei der Nebellichtfundase. Christine Möbbeck richtete diese Räume mit der freien Kunstgruppe des Sozialpsychiatrischen Zentrums Barmen ein.