Ein Gebäude verliert seine Seele

Momentaufnahme: Das Schauspielhaus wird in der Stadt zum toten Punkt.

Wuppertal. Es ist ein trauriger Anblick. Wenn nächste Woche Elberfeld seinen 400. Geburtstag feiert, wird sich der Stadtteil seinen Gästen möglichst glanzvoll präsentieren. Ein Herzstück Elberfelds sorgt derzeit jedoch eher für besorgte Blicke, macht einen bemitleidenswerten Eindruck. Die Rede ist vom Schauspielhaus an der Kluse. Die einstige Hochburg der Wuppertaler Bühnen, der Ort, an dem Schauspiel und Akteure glänzende Erfolge feierten, gammelt vor sich hin. Tristesse pur.

Vor dem Haupteingang liegen leere Getränkebecher, Papier wird über den namenlosen Platz geweht und zwei Container quellen vor Müll über. Das Unkraut auf dem Platz sprießt nicht zwischen den Fugen der Steinplatten hervor, sein Wachstum ist notdürftig gebändigt, städtische Mitarbeiter kümmern sich noch um das Gebäude.

Das denkmalgeschützte Gebäude macht nicht den Eindruck galoppierender Verwahrlosung - es ist eher ein unbemerktes Abgleiten einer Spielstätte zu einem leeren Gebäude. Immer wieder fehlen Platten der Gebäudeverkleidung, die Büsche und Sträucher rund um das Haus sind nachlässig gepflegt, der Wildwuchs kündigt sich an, aber er wuchert noch nicht.

An der Seite zum Kino hin steht ein Container. Ein kleiner Aufkleber skizziert das Gefühl vieler Kulturschaffender in der Stadt, auf ihm steht: "Du hast keine Chance, nutze sie." Hinter dem Container sind unangenehme Spuren, Taschentücher, irgendjemand nutzt diesen Platz als Toilette, ein leeres Glas steht an der Treppe. Gewürzgurken waren einst darin.

Auf der anderen Seite hängt ein gelber Gartenschlauch vom Gebäudebalkon herab, mit einem Knoten am Geländer befestigt. Oben, auf der Veranda über dem Haupteingang, befindet sich die Natur auf dem Siegeszug. Blumen und Unkraut sprießen aus den Fugen der Platten, die Treppe ist mit Glasscherben gesät.

Im Inneren ist Licht, einige Schauspieler üben; erfüllen das Haus mit Leben, auch das für die Welt da draußen unsichtbar. Ganz ruhig liegt das Schauspielhaus an der B7, der Betrachter neigt dazu, es im Dornröschenschlaf zu wähnen, wäre da nicht die dunkle Ahnung, dass es aus diesem nicht mehr erwacht.