Ein historischer Krimi zum Dinner
Marion Kegelbein hat ein Spiel entwickelt, mit dem sich ein fiktiver Kriminalfall aus Elberfeld inszenieren lässt. Und hat noch mehr Ideen.
Wuppertal. Am 24. Oktober des Jahres 1900 besucht Kaiser Wilhelm II. Elberfeld und unternimmt eine Fahrt mit der Schwebebahn. Soweit ist die Geschichte bekannt. Was bisher nie erwähnt wurde: Am nächsten Morgen wird Emil Lembke, ein junger Offizier aus dem Gefolge des Kaisers, tot am Wupperufer gefunden. Das jedenfalls ist das Szenario, das sich Marion Kegelbein für ihr Krimi-Dinner-Spiel „Einmal im Leben . . . im Wuppertal sterben“ ausgedacht hat. Anleitung und Zubehör vertreibt die Ronsdorferin jetzt als Set für ein Rollenspiel an der heimischen Tafel.
Anstoß dazu waren zwei Ereignisse: Zum einen fand sie, dass bei bisher erhältlichen Krimi-Spielen die Personen zu sehr im Vordergrund stehen, die Handlung und das eigentliche Rätsel aber zu kurz kommen. „Ich dachte, da ginge mehr“, erzählt sie. Sie hatte viele Ideen, Und dann stieß die begeisterte Wanderin bei einer ihrer Touren auf den Hinweis auf eine historische Figur, die sie interessierte: Carl Biebighäuser, den Robin Hood des Bergischen Landes. Und daraus formte sich ihre Idee.
Dass Wuppertal der Schauplatz ihres Krimis werden sollte, hatte sie schon vorher überlegt — „Wenn man die Orte kennt, kann man sich stärker identifizieren, hat mehr Spaß an der Geschichte“ — und dass es etwas mit dem Bau der Schwebebahn zu tun haben könnte, auch. „Dann kam eins zum anderen.“ Sie spann ihre Geschichte um den Kaiserbesuch, die Zeit der Industrialisierung. „Ich fand es schön, der Handlung damit mehr Tiefe zu geben.“ Aber ist wichtig, dass das Spiel nicht belehrend, sondern unterhaltsam ist.
Sie habe erst die Geschichte aufgeschrieben, dann daraus das Rollenspiel entwickelt. Die Herausforderung: „Man muss alle Rollen gleich viel am Spiel beteiligen“, erklärt Marion Kegelbein. „Außerdem muss ich unterschiedliche Charaktere berücksichtigen.“ Der eine habe Spaß daran, eine Rolle zu spielen, der andere sei zurückhaltender. Sie alle sollen Spaß am Spiel haben.
Gedacht ist es als Veranstaltung im privaten Rahmen. Mit dem Set von Marion Kegelbein erhält man Anleitung, Rollenhefte, einen original-historischen Stadtplan Elberfelds und eine CD, auf der der Kommissar Fragen stellt und weitere Informationen gibt. Die Spielsituation ist eine Runde der acht Verdächtigen, die im Gespräch immer mehr von sich preisgeben, bis der Schuldige gefunden ist. Kombiniert mit einer festlichen Mahlzeit — einem „Krimi-Dinner“ — dauert das etwa vier Stunden.
Da sitzen Auguste Victoria, die Frau des Kaisers, Johannes Bleibtreu, der Sekretär des Kaisers, Charlotte Lembke, die Schwester des Opfers, Carl Biebighäuser junior, Sohn des legendären Räubers, und weitere Personen beisammen. Und jeder hat ein Motiv. Wer sich an die Vorgabe hält, sein Rollenheft nicht vorzeitig zu Ende zu lesen, rätselt bis zum Ende mit. Auch der Mörder weiß vorher nicht, dass er der Schuldige ist.
Als Marion Kegelbein ihr Spiel fertig hatte, hat sie es mit Freunden ausprobiert: „Alle fanden es ganz toll.“ Ihre Gäste waren sich einig: „Da kannst du mehr draus machen.“ Also entschloss sie sich zum Verkauf. Sie hat eine minutiöse Anleitung geschrieben, die auch Tipps für Dekoration und das servierte Essen — am besten Bergische Spezialitäten — enthalt. Liebevoll verpackt gibt es das Set samt Einladung und Tischkarten in Wuppertaler Buchhandlungen.
Bei einem Kriminalfall ist es nicht geblieben. Auf Wunsch ihres Sohns Ben (11) hat Marion Kegelbein ein Spiel für „Wupperdetektive“ ab 10 Jahre entwickelt. Und ab Juli gibt es noch ein Krimi-Spiel für Erwachsene: „Mord in Müngsten“, der bei der Restaurierung der Müngstener Brücke spielt.