Second-Hand-Geschäft Ein Laden zum Suchen und Finden in Wuppertal

Wuppertal · Das Second-Hand-Geschäft der Bethesda Schwesternschaft bietet Kleidung, Hausrat und bei Bedarf auch weitere Hilfe an.

Helferin Marianne Krefting (l.) und Schwester Anne Sachs sortieren die Blusen an einem Ständer.

Foto: Andreas Fischer

Das Geschäft ist unspektakulär, aber doch für viele Menschen ein Anlaufpunkt: „Suchen und finden“ heißt der Second-Hand-Laden der Diakonissen-Schwesternschaft Bethesda an der Ecke Hochstraße / Marienstraße. Hier gibt es gebrauchte Kleidung für Frauen, Schuhe und Hausrat. Und nette Ansprechpartnerinnen: die Schwestern und ihre ehrenamtlichen Helferinnen.

„Ich finde hier immer etwas“, sagt eine Kundin, die gerade Hosen an einem Ständer inspiziert. In einer Papiertüte hat sie schon einen Einkauf verstaut, den sie wieder hervorholt: „Sind die nicht süß?“, fragt sie zu einer streichholzschachtelgroßen Vase mit Zwiebelmuster. Einen Euro hat sie pro Stück bezahlt.

„Ich wohne hier in der Nachbarschaft“, erzählt sie, „die haben hier immer wieder besondere Angebote.“ Und außerdem: „Die sind sehr nett.“ Für sie auch wichtig: „Die machen das ja nicht für sich.“ „Der Erlös geht an diakonische Projekte“, bestätigt Schwester Elisabeth Dreckhoff, Oberin der Schwesternschaft. Vor allem in die Ukraine, wo sich die Schwestern schon seit vielen Jahren engagieren.

Der Name ist nicht
nur materiell gemeint

Die Idee des 2007 eröffneten Geschäfts war aber, Kontakte zu bedürftigen Menschen zu knüpfen. Die Diakonissen-Schwesternschaft, die einst das Bethesda Krankenhaus gründete, ist heute eine kleine Gemeinschaft von 28 Schwestern, viele bereits im Ruhestand. Und hat sich nach Abgabe des Krankenhauses neue, kleinere Aufgaben gesucht: „Wichtig ist, dass wir unter Menschen sind“, sagt Schwester Anne Sachs. Denn darin sehen sie ihre Berufung: sich bedürftigen Menschen zuzuwenden und damit dem Auftrag Gottes zu folgen.

Und der Second-Hand-Laden hilft ihnen: „Wir bekommen über das Geschäft viele Kontakte“, berichtet Schwester Anne Sachs. Kunden seien Menschen mit wenig Geld, Zuwanderer, auch Menschen mit psychischen Problemen. Sie biete manchen weitere Hilfe an, frage etwa, ob sie sich über einen Besuch bei sich zu Hause freuen würden. Dabei ist ihr wichtig, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Manche könne sie bei Behördengängen unterstützen, andere seien einsam und freuten sich über Gesellschaft. „Unser Name ,Suchen und Finden’ ist nicht nur materiell gemeint.“

Sie führt durchs Geschäft, vorbei an den Kleiderständern, Regalen mit Pullis und Tischdecken, Ständern mit Mützen und Hüten, ein paar Deko-Artikeln und einem großen Regal mit Glaswaren von Trinkgläsern bis zu Obstschalen, drapiert auf rotem Tüll, daneben ganze Geschirr-Services.

Im Lager befinden sich weitere Waren, große Suppenschüsseln aus Metall, drei edle Abendkleider hängen an einem Kleiderständer. Und am Regal hängt eine Papiertüte, daran ein Zettel mit einem Namen. „Manche lassen sich Dinge reservieren, bis sie am Monatsanfang wieder Geld haben“, erklärt Schwester Anne Sachs.

Ein älteres Paar kommt herein, die Frau sitzt im Rollstuhl. Sie suchen eine Jacke für sie. Eine ältere Frau mit muslimischem Kopftuch sucht in einem Becher mit Besteck. „Keine kleinen Löffel“, bedauert sie. Sie lebt allein, hat auch schon Kleidung gekauft – obwohl sie manches teuer findet. Sie nickt zu Schwester Anne Sachs: „Sie ist sehr nett.“ Ein junger Mann fragt nach einer Pfanne: „Die sind alle weg“, bekommt er zu hören. Es gab vier im Fenster, die waren in einer Stunde verkauft. Gerade was in der großen Schaufensterfront steht, finde schnell Käufer, so die Schwestern.

Insgesamt nimmt die Kundschaft eher zu als ab – auch Jüngere kommen häufiger in den Laden. „Die legen Wert auf Nachhaltigkeit“, ist die Erfahrung von Schwester Anne Sachs. Manche Studierende besorgten sich hier ihren ersten Hausrat. Auch Cornelia Pathe, ehrenamtliche Helferin im Geschäft, sagt: „Ich bin erstaunt, wie viele junge Leute kommen.“ Sie ist seit zwei Jahren dabei, ihr gefällt die Arbeit. Nicht nur der Umgang mit den Menschen; als ehemalige Näherin mag sie auch den Umgang mit Textilien.

Die gesamte Ware bekommt der Laden gespendet, dabei legen die Schwestern hohe Maßstäbe an: „Es muss gewaschen und makellos sein“, sagt Schwester Anne Sachs. Die Oberin ergänzt, dass kleine Flecken noch einer Behandlung durch die Schwestern unterzogen werden. Wichtig ist ihnen auch, dass die Kleidungsstücke nicht zu alt sind: Denn was völlig aus der Mode ist, geht nicht weg.

Eine Frau kommt mit einem Trolley herein, packt Auflaufformen auf den Kassentisch, eine Zierpuppe und zwei selbstgemachte Oma- und Opafiguren: Regina Lallemant hilft ihrer Mutter, sich zu verkleinern: „Ihr tut es weh, wenn die Dinge weggeworfen werden“, erklärt sie. Bei „Suchen und Finden“ werden sie gern genommen. Nur die Schlagerschallplatten nicht - die Schwestern nehmen nur Klassik. „Schade“, bedauern sie. „Gerade hat ein Mann nach Schallplatten gefragt.“