Ein Leben fürs Ehrenamt: „Gute Kontakte waren mir wichtig“
Dieter Ehlhardt tritt nach 35 Jahren aus seinem Amt als Obermeister der Straßen- und Tiefbau-Innung zurück.
Wuppertal. 70 Jahre alt und seit 35 Jahren Obermeister der Straßen- und Tiefbau-Innung Wuppertal - zwei gute Zahlen, um zurückzutreten, dachte sich Dieter Ehlhardt und machte Ernst: Am 26.März legt er sein Ehrenamt nieder. "Es wird Zeit, dass die Jüngeren jetzt mal zeigen, was sie können", sagt er lächelnd.
Ganz so leicht dürfte ihm der Abschied allerdings nicht fallen, schließlich begleitet ihn der Straßen- und Tiefbau mehr als die Hälfte seines Lebens. Praktika, Studium, Beruf, Selbständigkeit und Innungs-Ämter - so liest sich sein Lebenslauf. Ehlhardt wurde 1972 Mitglied im Vorstand der Straßen- und Tiefbau-Innung. Am 1. April 1975 legte der damalige Obermeister sein Amt nieder. Prompt schlugen zahlreiche Mitglieder Ehlhardt als Nachfolger vor. Er, gerade 35 Jahre alt, nahm an: "Für mich war das ein toller Vertrauensbeweis."
Fortan vertrat er die Innung, zu der damals 25 Firmen mit insgesamt rund 600 Mitarbeitern zählten. Die Koordination der Ausbildung von Lehrlingen gehörte zu seinen Aufgaben, außerdem vermittelte er bei Problemen zwischen den Innungs-Firmen und ihren Auftraggebern. "Mir lag als Obermeister, also Vorstandsvorsitzende, immer viel daran, dass der Kontakt zwischen den Bauherren und den Kunden gut ist. Außerdem war es mir immer wichtig, das Aufträge in der Stadt bleiben", erzählt Ehlhardt.
Dazu trug er mit seiner eigenen, Mitte der 60er Jahre gegründeten Firma Dieter Ehlhardt Tief- und Straßenbau in Wuppertal selbst einen großen Teil bei: An sämtlichen Straßen und Ecken der Stadt hatten Ehlhardt und sein Team ihre Finger im Spiel, verlegten Leitungen und Kanäle. "Die Stadt und auch die Stadtwerke waren unser größter Auftraggeber", so Ehlhardt. Er erinnert sich an viele Projekte: In den 70ern baute seine Firma die Heckinghauser Straße über eine drei Kilometer lange Strecke komplett neu und vierspurig aus. "Damals fuhr da noch die Straßenbahn", sagt er.
Auch die bekannte Elberfelder Treppe Tippen-Tappen-Tönchen war Ende der 90er ein Werk des Diplom-Ingenieurs und seiner Firma. Und er denkt an viele lustige Erlebnisse zurück: "Bei einem Betriebsausflug in den 70ern nach Heidelberg gerieten wir in einen Studentenprotest und mussten plötzlich vor der Polizei weglaufen, obwohl wir gar nichts damit zu tun hatten." Die Geschichte sei noch heute Thema bei seinen Angestellten - viele der heute 30 arbeiten schon seit Jahren in seiner Firma.
Seine(n) Beruf(ung) hat er auch seinen Kindern in die Wiege gelegt. Tochter Stefanie (29) ist Architektin, Sohn Martin (40) ebenfalls Diplom-Ingenieur. 1999 stieg er in die väterliche Firma ein, ist seit 2006 Mehrheitsgesellschafter. "Er soll in Zukunft die Führung alleine übernehmen, ich werde mich mehr und mehr aus den Geschäften zurückziehen", sagt Ehlhardt.
Zurücklehnen und nichts tun - das kommt für den engagierten Ingenieur jedoch auf keinen Fall in Frage. Er will sich künftig verstärkt auf seine Arbeit bei der Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen für Menschen mit geistiger Behinderung widmen. Dort ist er seit 20 Jahren Vorsitzender - nicht ohne Grund: Sohn Christian (37) kam mit dem Down-Syndrom zur Welt. 1995 kaufte Dieter Ehlhardt ein altes Kinderhaus in Schwelm und gründete das Christian-Ehlhardt-Haus, ein Wohnheim für geistig behinderte Menschen. "Mir ist es wichtig, etwas in dem Bereich zu bewegen, zu schaffen. Unser Sohn soll versorgt sein, ein Zuhause haben, auch wenn wir mal nicht mehr sind. Außerdem ist das eine schöne Lebensaufgabe", erklärt er.
Mit seinem Rücktritt als Obermeister - übrigens der dienstälteste der Kreishandwerkerschaft Wuppertal - ist es für fleißigen Ehrenamtler (siehe Kasten) dann aber doch noch ganz nicht vorbei mit dem Handwerk: Ehlhardt bleibt Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Düsseldorf. "Nur noch ein bisschen, dann ist auch damit Schluss", sagt er. Denn, und darauf ist er besonders stolz, schließlich habe er beruflich alles erreicht, was er wollte: "Ich habe mich selbständig gemacht und stets ein gutes Verhältnis zu Kollegen gehabt."