Ein Schrittmacher macht Schnarchern Hoffnung

Die Klinik Vogelsangstraße testet ein neues Implantat — bislang erfolgreich.

Wuppertal. Schnarchen ist nicht nur lästig, sondern kann gefährlich werden: Nächtliche Atemaussetzer und die daraus resultierende Unterversorgung mit Sauerstoff können zu ernsthaften Folgeerkrankungen führen. Den Betroffenen droht ein Gehirnschlag oder ein Herzinfarkt. Sie erleben häufig eine Gewichtszunahme oder entwickeln Bluthochdruck.

Bis zu vier Prozent der Gesamtbevölkerung leiden an einer solchen obstruktiven Schlafapnoe. Dr. Winfried Hohenhorst, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und operative Schlafmedizin der Klinik Vogelsangstraße, schätzt, dass etwa jeder zehnte Schnarcher gefährdet ist. Bei den Betroffenen entspannt die Zunge während des Schlafens. Das führt zu einer Blockade der Atemwege. Die Betroffenen sind durch den so verursachten Schlafmangel im Alltag unfallgefährdet und haben öfter Herz- und Kreislauferkrankungen.

Für die Patienten gibt es bisher drei gängige Therapieverfahren: Eine Atemmaske, eine Zahnklammer — sie hält den Unterkiefer nach vorne und verhindert so Atemaussetzer — oder eine Operation im Rachenbereich. Bald könnte ihnen ein neuer Weg zur Verfügung stehen: Ein Schrittmacher, der Nervenimpulse an die Zunge sendet und so ein Zufallen der Atemwege verhindert. An der Klinik Vogelsangstraße ist den ersten Patienten im Rahmen einer internationalen Studie ein solches Gerät implantiert worden. Neben der Vogelsangstraße ist in Deutschland nur noch die Uniklinik Mannheim beteiligt, die anderen Kliniken kommen aus den USA, Israel und Belgien.

„Die ersten Ergebnisse waren sehr positiv“, sagt Dr. Hohenhorst. Es gebe immer wieder Patienten, die mit der häufig verwendeten Atemmaske nicht zurechtkämen. „Für sie kann der Schrittmacher eine gute Alternative sein.“ Er geht davon aus, dass die Methode bald serienreif wird. Dafür müssen die Krankenkassen als Kostenträger aber erst mitspielen.

Bislang sind in Wuppertal drei Patienten mit dem neuen Verfahren behandelt worden. Eine von ihnen ist Ingrid Hirsekorn (58). Ihr wurde im September 2010 ein Schrittmacher implantiert, mit der Atemmaske ist sie nicht zurechtgekommen. „Ich schlafe deutlich besser. Laut Schlaflabor habe ich nur noch zwei Atemaussetzer in der Nacht, früher waren es 38“, sagt die Patientin.

Der Schrittmacher wird wie ein Herzschrittmacher unter dem Schlüsselbein implantiert. Von dort aus führt ein dünnes Kabel zum Zungenbodennerv. Registriert das Gerät eine bestimmte Zahl von Atemaussetzern beim Schlafenden, sendet es einen Impuls an den Zungenbodennerv. Dieser führt zu einer entsprechenden Muskelreaktion und macht den Atemweg frei.

Für die optimale Wirkung wird der operierte Patient im Schlaflabor beobachtet. Die Messdaten fließen in die Programmierung des Schrittmachers ein. Dr. Hohenhorst: „Die Stromstärke muss so gewählt sein, dass der Patient nicht aufwacht.“