Ikea-Aktion Ein Skulpturengarten vor dem Engelshaus
Zehn Tage Kunst: Eckehard Lowisch und Meino schufen Werke für die Ikea-Aktion.
Wuppertal. Wuppertal ist um einen Skulpturengarten reicher - jedenfalls für die nächsten zehn Tage. Im Engelsgarten schaffen neben den beiden Figuren des Namensgebers Friedrich Engels jetzt sechs großformatige Skulpturen neue Blickachsen. Je drei Werke haben die Wuppertaler Künstler Eckehard Lowisch und Meino dort platziert. Finanziert werden sie von Ikea im Rahmen seiner Aktionen rund um die Eröffnung des neuen Möbelhauses.
Die Arbeiten sollten sich natürlich auf Produkte des Hauses beziehen — das stellt man sich nicht so schwer vor, denn bei manchem Ikea-Kunden kommt es beim Aufbau eines Möbels ja schon unfreiwillig zur Skulpturenbildung. Doch Lowisch und Meino interpretierten die Aufgabe recht frei und ziemlich witzig. Bildhauer Lowisch verarbeitete fast keine käuflichen Artikel, sondern Dinge, die für das Möbelhaus stehen. So stapelte er blaue und gelbe Einkaufstaschen zur voluminösen Plastik, indem er mal die kurzen, mal die langen Henkel über ein senkrecht stehendes Rohr legte.
Viel Zeit hatten die Künstler nicht. „Die Anfrage kam vor fünf Wochen. Das war irre knapp“, sagt Lowisch. Schwarze und weiße Gardinenstangen hat er im Muster ihres Barcodes aneinandergesetzt und dieses Riesenrechteck spiralförmig zusammengerollt. „Ich habe gedacht, ich könnte das mal eben so aufrollen, aber das Ding ist extrem schwer. Zwei Leute haben an zwei Kettenzügen gezerrt, um es in die Höhe zu bekommen. Dann habe ich es mit dicken Schrauben fixiert.“
Am Ende des Gartens erhebt sich ein riesiger, rostiger Inbus-Schlüssel mit einem dicken Knoten — eine schöne Metapher für die Dinge, die man sonst mit dem Werkzeug zu tun versucht. „Diese Arbeiter-skulptur direkt vor dem Engelshaus war mir wichtig“, meint Lowisch. Max Bohne, Projektleiter Marketing für Eröffnungen, sagt: „Uns fiel auf, dass die Wuppertaler sehr kreativ mit dem Raum umgehen, angefangen bei der Schwebebahn über die vielen Treppen bis hin zu den Skulpturen. Deshalb haben wir nach renommierten Künstlern gesucht. Es war aber nicht so einfach, welche zu finden, die bereit waren, mit Industrieprodukten zu arbeiten.“
Dekonstruktivistisch geht Meino vor. Bunte Blechschränkchen hat er platt gemacht und daraus einen gigantischen Blumentopf geformt, aus dem ein Gewächs mit Nierentisch-Blättern sprießt. 40 Holzstühle hat er zu einer raffinierten großen Kugel verarbeitet. Die Oberfläche ist glatt, von der Seite kann man im Inneren die ganzen Sitzgelegenheiten sehen. Eine aus sich heraus leuchtende Skulptur ist entstanden durch die 1450 gläsernen Teelichthalter, mit denen Meino eine eiförmige Unterlage samt Einstülpung beklebt hat. Ihre Platzierung gehörte zu den schwierigsten Aufgaben: „Für die zwei Meter vom Bürgersteig bis zum Sockel haben wir eine Stunde gebraucht.“
Kulturdezernent Matthias Nocke (CDU) zu den Arbeiten: „Ich fände es echt zu schade, sie nach zehn Tagen abzubauen.“ Ikea hat die Flächen für zehn Tage gemietet, doch Susanne Schweitzer, Chefin des Wuppertaler Hauses, gefällt die Idee ebenfalls: „Wir hätten nichts dagegen, sie länger stehen zu lassen.“