Nachtflohmarkt Ein Steinzeit-Laptop für 20 Euro

WZ-Mitarbeiterin Milka Vidovic hat sich am Samstagabend auf dem Nachtflohmarkt am Stadion umgeschaut und den allerneuesten Trödeltrend entdeckt.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Zum vierten Mal fand am Samstag der Wuppertaler Nachtflohmarkt auf dem Vorplatz des Stadions am Zoo statt. Trotz der kalten Temperaturen und der gelegentlichen Regeschauer besuchten viele Trödelbegeisterte zwischen 17 Uhr und 23 Uhr das mehrere tausend Quadratmeter große Open-Air-Gelände und hielten Ausschau nach Kitsch, Kunst und Kostbarkeiten.

Der Nachtflohmartk, der auch in anderen Städten Deutschlands stattfindet, hebt sich von den gängigen Märkten, die man aus dem Tal kennt ab. Es geht damit los, dass drei Euro Eintritt verlangt werden. Doch dafür versucht der Trödel mit Eventcharackter überzeugen: Neben den Gebrauchtwarenständen, gab es eine Bühne mit Live-Musik lokaler Bands und Food-Trucks mit unter anderem indischen Wraps oder mexikanischen Taccos. Der Verkauf von Neuware war verboten.

Trödelstände so weit das Auge reicht, doch was wird den Besuchern zum Kauf auf dem Flohmarkt geboten. Mit 20 Euro im Portemonnaie startet die Erkundungstour auf dem Areal zwischen Stadion und Wupper. Auf den ersten Blick springen einem direkt die typischen Waren eines Flohmarkts entgegen: Bücher, Klamotten, Spielzeug und DVDs. Was soll man kaufen? Was wäre sinnvoll? Einer der vielen Konsalik-Romane, die alle immer auf dem Trödel landen oder die roten Skier für den nächsten Schneefall in der Stadt oder den geplanten Winterurlaub?

Beim genauerem Durchstöbern der Stände fällt auf, dass der Trödel-Shopping-Trend Richtung Retro geht. Auf fast jedem umfunktionierten Tapeziertisch findet man Super-acht-Geräte, analoge Fotokameras oder auch nostalgische Nähmaschinen. An einem Stand erregt ein uraltes und kostbares Seilbahn-Modell (120 Euro) die Aufmerksamkeit der Besucher und heizt Gespräche zu dem viel diskutieren Thema im Tal an. Schönes Teil, aber bei dem Ausgangspreis und einem Budget von 20 Euro hilft selbst das ausdauerndste Feilschen nicht.

In unmittelbarer Nähe des Bausatzes, ganz unscheinbar am Rande des Verkaufstisches, fällt der Blick auf einen matschgrünen Kasten mit Griff. „Die geb’ ich für 20 Euro ab“, ruft Verkäufer Peter Marcus (48). Mit „die“ meint der Uellendahler die rund 60 Jahre alte Koffer-Schreibmaschine der Marke Olympia, vermutlich das Model SM3. 20 Euro - das passt genau in den Finanzplan. Braucht man so einen rund neun Kilo schweren Steinzeit-Laptop? Nein, aber so schön retro! Schnell wechseln Geld und Gerät die Besitzer. Oben drauf gibt es noch einen Schreibmaschinen-Crashkurs gratis.

Zwar ist das Flohmarktgeld aufgebraucht, aber das Gefühl ein Stück technische Entwicklungsgeschichte mit nach Hause zu nehmen ist unbezahlbar.