Ein Stück Frauengeschichte

Im Frauenzentrum trafen sich einst die, die für das Frauenhaus oder die Beratung kämpften. Jetzt feiert das Haus 40-jähriges Bestehen.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Es begann mit einer Anzeige in der WZ: „Radikalfeministin sucht Frauengruppe“ inserierte Anfang der 70er-Jahre Erika Schilling, die Mutter der später bekannten Feministin Alice Schwarzer. Nachzulesen ist das in der Broschüre „Urania - Geschichten“ über die Geschichte des Frauenzentrums von Annette Brand.

Sie gehört heute zu den Aktiven im Frauenzentrum und hört gern die Geschichten von den Anfängen. Weil es darüber aber wenig Schriftliches gibt, begab sie sich ab 2013 auf Spurensuche und interviewte zahlreiche Frauen. „Das war total spannend“, berichtet sie. Die Erzählungen der befragten Frauen sowie Zitate aus älteren Veröffentlichungen sind nun in der Broschüre nachzulesen.

Darin berichten die Frauen von den ersten Treffen, bei denen sie über Privates und Politisches diskutierten. Es ging um Abtreibung und Lohn für Hausarbeit, um Selbstbewusstsein und Gewalt gegen Frauen. Der Zulauf sei groß gewesen, berichtet Annette Brand. „Das war so ein Hunger damals.“ Die Idee, etwas mit Frauen zu machen, sei neu gewesen.

Die Frauen trafen sich erst privat, später suchten sie öffentliche Räume. Die fanden sie zunächst in einer Teestube, dort, wo heute das Katzengold ist. 1974 zogen sie an die Luisenstraße 108, 1976 an die Friedrich-Engels-Allee 164 und 1977 an die Stiftstraße 12, wo heute noch das Frauenzentrum Urania zu finden ist.

Das Zentrum verwalteten die Frauen selbst, diskutierten anstehende Aktivitäten in Vollversammlungen. Dazu gehörten politische Aktionen wie Demos zur Walpurgisnacht, aber auch immer Gelegenheiten zum Treffen unter Frauen bei der „Frauenkneipe“ und beim „Frauenschwoof“.

Im Frauenzentrum taten sich auch Frauen für weitere Projekte zusammen wie das Frauenhaus, das Frauencafé „Dröppel(fe)mina“ mit Buchladen und den Verein Frauenberatung und Selbsthilfe“.

In den späten 80er Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt auf Kultur- und Bildungsveranstaltungen von Selbstverteidigung bis zu Lesungen, seitdem heißt das Zentrum „Urania“. Seit 2006 ist es ein Verein. Die aktiven Frauen wechselten, „es gab Aufs und Abs, aber es war nie pleite“, betont Annette Brand.

Überrascht war sie über die heftigen Konflikte zwischen hetero- und homosexuellen Frauen: „Das war mir gar nicht so klar.“ Heute sei der Umgang miteinander entspannter. Und ihr sei bewusstgeworden, wie schwierig es war, bei bestimmten Themen öffentliche Unterstützung zur erhalten, etwa bei Häuslicher Gewalt: „Das wussten alle. Aber dass man was dagegen tun kann, daran hat damals niemand gedacht.“