Ein tonnenschweres Tetris-Spiel
Im Langerfelder Umschlagbahnhof werden im Jahr bis zu 80 000 Container bewegt. Die WZ hat eine Führung begleitet.
Langerfeld. Es mutet ein wenig wie das Computerspiel Tetris an, nur dass die zu manövrierende Ware in diesem Fall Realität und tonnenschwer ist. Im Langerfelder Umschlagbahnhof werden im Jahr bis zu 80 000 Container bewegt und von Zug zu Zug, LKW zu Zug oder Zug zu LKW verladen. „Ich habe mich immer gefragt, was hinter den dicken Schallschutzmauern genau abläuft und wie die Verladungen funktionieren“, spricht Spee-Akademie-Mitglied Monika Freund vielen aus dem Herzen und hat daher kurzerhand eine öffentliche Führung initiiert. So werden an diesem Mittwochvormittag für 30 Schaulustige die Tore der Umschlaganlage geöffnet und den Gästen ein einmaliger Blick hinter die Kulissen geboten.
Bereits von weitem imponiert der Anblick und lässt einen riesigen LKW plötzlich wie ein Spielzeugfahrzeug erscheinen. Einer von zwei riesigen Kränen hievt die Ladefläche scheinbar spielerisch in die Höhe und manövriert sie mit nur minimalen Pendelbewegungen auf einen Güterzug. „Dieser Kran kann bis zu 51 Tonnen heben, also wirklich alles, was auf der Straße rumfahren darf“, informiert Terminalleiter Michael Freitag, der regelmäßig Führungen übernimmt.
Die beiden 129 Tonnen schweren Kräne sind 20 Meter hoch und 80 Meter breit und bewegen sich über eine Strecke von bis zu 630 Metern selbst auf Schienen voran.
Der Langerfelder Umschlagbahnhof existiert seit 1967, allerdings damals noch in wesentlich kleinerem Ausmaß, als es heute der Fall ist. „Hintergrund war die amerikanische Erfindung der Transportcontainer in den 1960er Jahren. Mit genau 20 Fuß ist deren Größe bis heute gleichgeblieben“, erklärt Freitag und ergänzt, dass die genormten Ausmaße der bis zu 30 Tonnen schweren Container nach wie vor wesentliche Voraussetzung der Verladeoperation seien und keine zusätzlichen Umbauten erfordern. Genormte Eckbeschläge ermöglichen den vier Greifarmen des Krans das gleichmäßige Anheben. Je nach Container- oder LKW-Verladung unterscheiden sich die Güterwagons.
Im Falle des achsgebundenen LKW-Transports werden sogenannte Taschenwagen benutzt, die durch ihre tiefer gelegene Andockfläche eine Überschreitung der maximalen Durchfahrtshöhe von vier Metern verhindern.
Um die Transportriesen zu sichern, müssen sie vom Kran in einen nur zehn mal vier Zentimeter großen Königszapfen gezirkelt werden. „Den muss der Kranführer genau treffen, obwohl er die Stelle von oben nicht sehen kann. Erst wenn die Taster ansprechen, riegeln sie ab und sorgen für eine mechanisch feste Verbindung“, erklärt der Terminalleiter die Königsdisziplin eines jeden Kranführers, was übrigens kein Ausbildungsberuf ist. Zwar gebe es am Boden eine einweisende Person, doch könne diese die zu treffende Andockstelle nur minimal zur Seite bewegen.
Bei Ankunft eines jeden zu verladenen LKW wird dieser zunächst genau unter die Lupe genommen, wird auf seine „Kranbarkeit“ und vorhandene Schäden untersucht. In den Laderaum reingeguckt wird jedoch nur bei Gefahrgütern, bei denen bestimmte Pflichten eingehalten werden müssen. Davon abgesehen ist der Auftraggeber für das Verladen selbst verantwortlich, also auch dafür, dass sein Transportgut mit möglichst mittlerem Schwerpunkt verladen ist, um ein Kippen beim Anheben zu vermeiden.