Ein verspäteter Brief
Im November 2017 wurde die neue Geschäftsbrücke am Döppersberg eröffnet. Wer aus der Fußgängerzone zum Hauptbahnhof oder in umgekehrter Richtung zu Fuß unterwegs ist, der läuft wieder direkt an der Polizeiwache Döppersberg vorbei.
Doch das soll sich im Sommer ändern, wenn die Wache zum City-Center umziehen muss. Die Wache Döppersberg hat den größten Publikumsverkehr in der Kreispolizeibehörde. Vor allem Taschen- und Ladendiebstähle werden dort gemeldet. Doch ihre Bedeutung geht weit über die einer zentralen Anlaufstelle hinaus. Allein schon das relativ kleine Schild „Polizeiwache“ erhöht am Döppersberg im Zentrum des Geschehens das Sicherheitsgefühl vieler Menschen.
„Der Döppersberg wird ab 2019 tagsüber mehr Menschen anziehen als jeder andere Ort in Wuppertal. Er wird nachts eine riesige Fläche sein, die nicht denen überlassen werden darf, die keine Regeln und Gesetze anerkennen. Viel wurde bisher über Primark oder das Outlet-Center diskutiert — zu wenig über fundamentale und drängende Fragen der Sicherheit.“ Diese Sätze waren in der WZ im Sommer 2016 zu lesen.
Jetzt hat die Wuppertaler SPD das Thema Wache Döppersberg mit einem Brief an NRW-Innenminister Herbert Reul noch einmal hochgekocht. Der Zeitpunkt kommt überraschend, denn inzwischen sind schon etliche Euro im City-Center für die neue Wache verbaut worden. Rückgängig machen lässt sich der geplante Umzug kaum noch.
Der Brief der SPD verfolgt daher wohl das Ziel, mit Herbert Reul (CDU) einen politischen Konkurrenten in die Verantwortung zu nehmen. Da war der CDU-Kreisvorsitzende Rainer Spiecker mutiger, denn der legte sich bei der Standortfrage mit der früheren Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher aus der eigenen Partei an.
Der Brief der SPD ist aber auch Beleg dafür, dass sich die Politiker doch nicht mit der zweitbesten Lösung abfinden wollen — auch wenn sie lange zum Thema geschwiegen haben. Videoüberwachung, Notrufsäulen, eine mobile Wache mit Unterstützung durch den Ordnungsdienst der Stadt — über solche Vorschläge muss zumindest diskutiert werden. Es geht um das subjektive Sicherheitsgefühl. Die Wuppertaler haben einen Döppersberg verdient, an dem sich alle Menschen rund um die Uhr sicher fühlen. Auch wenn die nächste Polizeiwache ein paar Ecken entfernt ist.