Ein Verweis auf den Impressionismus

Max Beckmanns „Blick auf den Bahnhof“ ist in „Mehr Licht!“ zu sehen.

Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Obwohl sich der deutsche Künstler Max Beckmann (1884-1950) selbst als Meister der klassischen Kunst verstand, wird er heute als großer Vertreter der Moderne angesehen. Zwar schloss er sich nicht bewusst einer avantgardistischen Strömung des 20. Jahrhunderts an, doch haben Impressionismus, Expressionismus und Neue Sachlichkeit Spuren in seinem Werk hinterlassen. Dabei hielt Beckmann entgegen der Tendenz der Moderne, traditionelle Gattungen aufzulösen, an den klassischen Genres wie Porträts, Stillleben oder Landschaft fest.

Wuppertaler

Meisterwerke

So auch in seinem aktuell in der unserer Ausstellung „Mehr Licht!“ zu sehenden Gemälde „Blick auf den Bahnhof Gesundbrunnen in Berlin“ (1914). In diesem Werk zeigt Beckmann das innerstädtische Niemandsland um den Berliner Bahnhof Gesundbrunnen. Links im Vordergrund ist die Halbfigur einer Frau zu sehen. Diese beobachtet, in senfgelbem Hut und eine gleichfarbiger Jacke gekleidet, das Geschehen auf den Gleisen. In der rechten unteren Ecke erkennt man den Kopf eines Mannes, der nach unten blickt.

Mit diesen Figuren stellte Beckmann sich selbst und seine Frau Minna Tuber dar. Nachdem der Künstler von seinem Militärdienst nach Berlin zurückgekehrt war, meldete er sich kurze Zeit später als freiwilliger Krankenpfleger in Kriegsgebieten. Der Blick auf den Bahnhof entsteht während dieses Zwischenaufenthalts und zeigt die schwierige Situation des Ehepaars Beckmann zu Anfang des Krieges.

Da der Künstler während seiner Militärzeit selbst Hilfsgütertransporte begleitete, erinnerte ihn der Bahnhof sicher an den Krieg. Das Bild vermittelt den Eindruck von Entfremdung. Mit seinem gewittrigen Himmel steht es für die schwere Zeit des Ersten Weltkrieges und die persönliche Lebenssituation des Künstlers. Charakteristisch für ihn sind dabei die sehr persönlich gefärbten Schilderungen des Wetters.

Diese gehen einher mit Beckmanns Interesse an Naturereignissen und -phänomenen, die er in seinen Landschaftsbildern durch Sonnenauf- und -untergänge, Tages- und Jahreszeiten sowie Sturm, Regen und Gewitter festgehalten hat. Die Landschaften sind dabei durch seinen Blick geprägt, so wie er sie in einer bestimmten Lebenssituation gesehen und erinnert hat. Mit dem Sujet Bahnhofs sowie mit seiner schnellen und groben Maltechnik verweist Beckmann hier auf den Impressionismus. Gerade seine Landschaftsbilder weisen eine freiere und experimentierfreudigere Maltechnik auf als seine Figurenkompositionen, für die er eher eine herkömmliche Malweise verwendete.