Ein Wuppertal-Krimi, den das Leben schrieb
Bei Andreas Schmidts „Bernstein Verschwörung“ verschwimmen Realität und Fiktion.
Wuppertal. Ein Kunstwerk von unschätzbarem Wert, das achte Weltwunder gar, und dann auch noch seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verschollen — nun, es gab in der Kriminalliteratur schon nichtigere Gründe für eine Mord-Serie als das sagenumwobene Bernsteinzimmer. Von der Geschichte dieses einzigartigen Kunstwerks, das vor zwei Jahren tatsächlich ein Schatzsucher in Wuppertal vermutete, hat sich der Ronsdorfer Autor Andreas Schmidt zu seinem neuesten Wuppertal-Krimi inspirieren lassen — Titel „Bernstein Verschwörung“.
Die Story: Bei heimlichen Dreharbeiten zu einem Musikvideo werden drei Rapper an der Münzstraße Zeugen eines Mordes. Der knorrige Kommissar Ulbricht übernimmt die Ermittlungen — tappt aber umso mehr im Dunkeln, als auch noch ein hochrangiges Mitglied der Stadtverwaltung tot in den Barmer Anlagen aufgefunden wird. Nur die Radioreporter Heike Göbel und Stefan Seiler kommen schließlich dahinter, dass das Motiv für beide Morde in der Nazi-Zeit zu suchen ist — in der Geschichte des Bernsteinzimmers. . .
Andreas Schmidt ist mit „Bernstein Verschwörung“ eine kurzweilige, flott geschriebene Mördersuche gelungen, die bei Wuppertaler Lokalpatrioten zudem durch zahlreiche gewollt offensichtliche Parallelen zur Realität für wiederkehrende Schmunzler sorgt (etwa: Oberbürgermeister „Johannes Alt“). Schade allerdings: Durch die häufigen Perspektiv-Wechsel zwischen Polizei, Reportern und dritten Personen fehlt es den Hauptpersonen an charakterlicher Tiefe. So kann Schmidts Fall überzeugen — das Charisma seiner Protagonisten aber leider nicht.