Ein Wuppertaler bringt Brecht nach Montenegro

Regisseur Jochen Zoerner-Erb inszenierte Stück über Bertolt Brecht in Podgorica.

Wuppertal/Podgorica. Schwitzend sitzt Bertolt Brecht in der Sauna des finnischen Guts Marlebäck. Auf der Flucht vor den Nationalsozialisten ist er umgeben von den Frauen seines Lebens: Helene Weigel, seiner zweiten Ehefrau, Ruth Berlau, einer emotionalen Anhängerin des Dichters, Margarethe Steffin, ebenfalls eine seiner Geliebten.

In der Hitze der Sauna verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie. Figuren aus Brechts Stücken tauchen auf. Herr Puntila und sein Knecht Matti stürmen die Bühne, betrinken sich, flirten mit den Frauen und kämpfen gegen den Boxer Max Schmeling.

Zwei Monate lang war der Wuppertaler Regisseur Jochen Zoerner-Erb am Nationaltheater von Montenegro, um das Stück „B. B. noce“ — die Bertolt Brecht-Nacht — zu inszenieren. Die Premiere ist ausverkauft, bei von Zoerner-Erb fällt nach wochenlanger harter Arbeit die Anspannung sichtbar ab. „Das war wirkliche keine einfache Inszenierung“, resümiert er. Denn Texte und Lieder des Stückes über Bertolt Brecht, das vom Journalisten Stefan Keim geschrieben wurde, mussten vor Ort ins Montenegrinische übersetzt werden. Die Regieanweisungen gab es für die Schauspieler auf Englisch, die wiederum spielten auf Montenegrinisch, wovon Jochen Zoerner-Erb nur wenige Worte verstand. „Die Sprache war das größte Problem. Aber ich denke, es hat trotzdem alles sehr gut geklappt“, sagt er. Das kann Schauspielerin Jacqueline Oshtir bestätigen: „Die Arbeit mit ihm hat viel Spaß gemacht. Wir haben uns Zeit genommen, die Charaktere der einzelnen Figuren zu entwickeln und ihre Feinheiten auf die Bühne zu bringen.“

„Es geht darum, die Leute hier an verschiedenen Stationen erst einmal mit Brecht vertraut zu machen“, sagt Jochen Zoerner-Erb, der auf Einladung des Theaterdirektors am Nationaltheater arbeiten durfte. Wohl gefühlt hat er sich in Montenegros Hauptstadt Podgorica. „Theater hat hier noch eine ganz andere Rolle, als bei uns. Es gibt keine Spardebatten, die Vorstellungen sind ausverkauft und in den Reihen sitzen viele junge Leute.“ Im Herbst wird Jochen Zoerner-Erb noch einmal in Montenegro sein und die Wiederaufnahme des Stückes proben.