Eine Reise durch Manets Welt

20 WZ-Leser erlebten eine exklusive Führung durch die Ausstellung im Von der Heydt-Museum. Direktor Gerhard Finckh erklärte dabei anschaulich — und hatte die eine oder andere Anekdote auf Lager.

Foto: Stefan Fries

Sie sind alle glückliche Gewinner — die 20 Besucher, die sich im Foyer des Von der Heydt-Museums zusammengefunden haben. Der Schlüssel zum Glück war die Verlosung, bei der Leser der Westdeutschen Zeitung eine einstündige Reise durch die Welt des Impressionisten Edouard Manet (1832 bis 1883) gewinnen konnten. „Reiseführer“ ist Museumschef Gerhard Finckh.

Vor Beginn der Exklusiv-Führung liegt Vorfreude in der Luft. Noch ist Zeit für ein Schwätzchen, fürs Flanieren durchs Foyer. Mit hellwachen Augen schauen sich Gerd und Elisabeth Langner um. Sie kommen aus Wülfrath, kennen das Museum aber schon seit ihrer Wuppertaler Zeit. Für beide ist Manet die richtige Wahl. Denn die Ausstellungen mit seinen Zeitgenossen wie Pissarro und Sisley haben sie in den vergangenen Jahren fleißig besucht. Das Von der Heydt-Museum, findet Elisabeth Langner, sei ein „Zugpferd für Wuppertal“, eine Attraktion mit überregionaler Ausstrahlung.

Jetzt ist der Chef vom Ganzen da und lächelt in die Runde. Gemeinsam geht es die Treppe hinauf und hinein in den ersten Ausstellungsraum. Hier kann man großzügig den Blick schweifen lassen und Manet inmitten seiner Künstlerfreunde betrachten. Ein Besucher kommt ins Schwärmen. Mehrere Monets hat er schon entdeckt — und „da hinten hängt noch Renoir“, sagt er zu seiner Begleiterin.

Blicke kann man auch auf Manets Bildern studieren. Selbstbewusst, ja frech schauen die Frauen aus Gemälden wie „Das Frühstück im Grünen“ oder „Olympia“ heraus und sorgten im 19. Jahrhundert für handfeste Skandale. Finckh erzählt von damaligen Ausstellungsbesuchern, die sich provoziert fühlten und mit Spazierstöcken auf die Bilder losgingen. Aus Schmunzeln wird Gelächter, als er dann noch berichtet, dass daraufhin die Bilder höher gehängt wurden — außerhalb der Reichweite eines Spazierstocks.

Weiter geht es zu den Stillleben. Finckh schlägt vor, sich erst einmal das „Stillleben mit Stechpalme und Hase“ eines Manet-Kollegen anzuschauen. Das Fell des Tiers ist so täuschend echt gemalt, dass es einen fast zum Streicheln einlädt. Ein kurzer Blick nach rechts und die Besuchergruppe hat zum Vergleich Manets „Hasen“ vor sich. „Den wollen Sie nicht anfassen“, meint Finckh trocken. Wieder wird herzlich gelacht. „Es geht ihm um den Tod“, deutet er. „Er dringt zum Wesentlichen vor.“ Das sei typisch für seine Kunst.

Auch Manet konnte Pointen setzen. Selbst wenn es um politisch Brisantes ging — und gegen die eigene Staatsspitze. Finckh führt die Gruppe zur „Erschießung des Kaisers Maximilian von Mexiko“. Der Soldat, der sein Gesicht dem Betrachter zuwendet, trägt ausgerechnet die Züge des französischen Herrschers Napoleon III. Dem Mann also, erklärt der Reiseführer, den der Maler als eigentlich Schuldigen am Tod von Maximilian ausgemacht hat. Im letzten Raum aber haben die Besucher das Wort. Einem Besucher sind Manets Schiffsbilder aufgefallen — besonders die abgeschnittenen Mastspitzen. Das könne man als Zeichen für Manets Modernität nehmen, entgegnet Finckh. Der Betrachter werde angeregt, sich die ausgesparten Details hinzu zu denken.

Den Fragen schließt sich ein dickes Lob an. „Sie haben das sehr gut gemacht“, kommentiert eine Besucherin. „Sehr verständlich.“ Die Langners stimmen dem gern zu. „Es war ansprechend, kurzweilig, interessant“, meint Gerd Langner. Finckh stecke einfach drin im Thema.