Eine zweite Chance für Klara Müller

Das Telefonreanimations-Programm der Feuerwehr rettete Wuppertalerin das Leben.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Der 2. Juli 2015 läuft für Klara Müller zuerst wie gewohnt: Sie steht zu Hause in der Küche, um ihren Einkauf einzuräumen. Kurz darauf hört ihr Mann ein Krachen. „Sag mal, verschiebst du die Möbel? Das haben wir doch neulich erst gemacht!“, scherzt er — als er nachschauen geht, findet er sie zusammengebrochen im Nebenraum: Sie hat einen Herzstillstand erlitten. Er ruft sofort einen Krankenwagen. Bis die Helfer da sind, muss er seiner Frau selbst helfen: Per Telefon erklärt ihm Leitstellendisponent der Feuerwehr Wuppertal-Solingen, Torsten Sagorski, was er tun muss.

Bei dem Verfahren, das von der Notrufzentrale angeboten wird, arbeiten Leitstellendisponent und Notfallzeuge gemeinsam ein Reanimationsprogramm ab, während die Einsatzfahrzeuge auf dem Weg zur Unfallstelle sind. Sagorski ist beeindruckt von Müllers Ruhe: „Er hat wirklich hervorragend mitgearbeitet.“ Etwa drei Minuten später wird der Ehemann von den Dienstkräften der Feuerwehr abgelöst. Sie bringen die 58-Jährige in das Elberfelder Herzzentrum. Dort wird sie sieben Tage lang künstlich beatmet. Nach dem Aufwachen fehlen ihr alle Erinnerungen vom Tag des Unfalls.

„Mein Mann hat mir vom Unfall berichtet. Ich meinte nur ungläubig: ,Du spinnst!“, erzählt sie, als sie am Mittwoch die Leitstelle der Feuerwehr Wuppertal-Solingen besucht, um sich zu bedanken. Ihre Augen strahlen, sie lächelt. „Ich bin einfach nur dankbar“, sagt sie ihren Rettern. Seit 2015 hat es die Feuerwehr geschafft, 17 Menschen mit telefonischer Unterstützung zur Wiederbelebung zurück ins Leben zu holen — ohne Folgeschäden. „Man kann nichts falsch machen, außer man macht nichts“, ermutigt die ärztliche Leiterin des Rettungsdienstes, Dr. Hella Körner-Göbel.

Jede Minute, in der nichts getan wird, könne eine Minute zu viel sein. Dank ihres Mannes hat Klara Müller eine zweite Chance bekommen. „Ich liebe ihn jetzt noch mehr als vorher“, sagt sie — und den Anwesenden steigen Tränen in die Augen. Auf die Frage hin, was sie als Lektion aus dem Vorfall mitgenommen habe, entgegnet sie: „Wenn ich was im Haushalt nicht schaffe, bleibt es liegen. Morgen ist auch noch ein Tag.“