Baustelle Mäuerchen/Kasinostraße Nach 120 Jahren ist der Mischwassersammler baufällig

Zentrum · Der erste Abschnitt des Hauptmischwassersammlers wird für 1 bis 1,5 Millionen Euro saniert.

 Astrid Preuß und Sascha Burghoff von den WSW stellen die große Sanierung der Leitungen vor.

Astrid Preuß und Sascha Burghoff von den WSW stellen die große Sanierung der Leitungen vor.

Foto: Fischer, Andreas H503840

An der Ecke Kasinostraße/Mäuerchen haben die Wuppertaler Stadtwerke eine Baustelle eingerichtet, die am Beginn umfangreicher Kanalbaumaßnahmen in der Elberfelder Innenstadt steht. Die damit verbundene Sperrung der Zufahrt von der B 7 zur Straße Mäuerchen wird von längerer Dauer sein, denn die eigentliche Sanierung eines der wichtigsten Mischwasserkanäle im Entwässerungsnetz der Stadt soll erst in der ersten Hälfte des Jahres 2023 beginnen.

Der Mischwasserhauptsammler ist ein Bauwerk, das knapp 120 Jahre auf dem Buckel hat. Über den gemauerten Kanal fließen seit der Kaiserzeit Abwasser und Oberflächenwasser vom Osten der Stadt in westliche Richtung. In Höhe der Aue besteht ein Anschluss an den Hauptschmutzwassersammler, über den das gesammelte Abwasser Wuppertals in der Kläranlage Rutenbeck landet. Parallel zum Hauptschmutzwassersammler verläuft der Wuppersammler (Entastungssammler Wupper), über den verschmutztes Oberflächenwasser zur Kläranlage gelangt. Vor dem Bau des Entlastungssammlers Wupper wurde bei Regenfällen ein großer Teil des Oberflächenwassers ungereinigt in die Wupper eingeleitet, da der Hauptschmutzwassersammler nur begrenzt Wasser aufnehmen kann.

Astrid Preuß, Projektplanerin der WSW, spricht mit Hochachtung über die Baumeister, die zwischen 1904 und 1907 diesen Mischwasserkanal geplant und gebaut haben. Barmen und Elberfeld waren damals reiche Städte, die nicht nur beim Bau der Schwebebahn eng zusammenarbeiteten. Angesichts seines Alters sei das Bauwerk relativ gut erhalten. Allerdings sei das Fugenmaterial bröckelig geworden, Baumwurzeln seien über die Fugen in den Kanal gewachsen. Daher dringe bei steigendem Grundwasser Fremdwasser in den Kanal ein, trete Schmutzwasser aus dem Kanal aus, so Astrid Preuß.

„Die Schäden am und im Kanal sind per Videoaufnahme durch eine sogenannte automatische Floßfahrt dokumentiert worden. Man kann die Wurzeln im Mauerwerk deutlich erkennen. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn der Kanal auf dem Abschnitt bis zum Wall trockengelegt ist, werden die Mitarbeiter einer Spezialfirma die eigentliche Bestandsaufnahme und Reinigung vornehmen“, erklärt Astrid Preuß. Um in dem Kanal, der in Richtung Aue 1,10 m breit und 1,90 m hoch ist, arbeiten zu können, muss im Bereich Kasinostraße/Mäuerchen ein Einstiegsschacht geschaffen werden. Bis zu einem weiteren Schacht im Bereich des Parkplatzes Aue muss eine sogenannte Mischwasserüberleitung verlegt werden, die erst nach der Inspektion und Sanierung des Kanals abgebaut werden kann, so Sascha Burghoff, Baustellenkoordinator der WSW. Der Fußgängerüberweg wird in Richtung Alexanderstraße verlegt. Die vorbereitenden Maßnahmen sollen bis Juli/August 2022 andauern. „Um die Wurzeln weg zu fräsen, müssen Menschen in den Kanal. Das ist Handarbeit“, sagt Astrid Preuß. Diese Arbeiten müssen noch ausgeschrieben werden, wobei nur Spezialfirmen mit einer speziellen Ausrüstung dafür infrage kommen.

Allein der erste Abschnitt kostet eine bis 1,5 Millionen Euro

Von den Ergebnissen der Inspektion im Inneren des Kanals hängt ab, mit welchen technischen Lösungen das Mauerwerk abgedichtet werden kann. Auf der Strecke zwischen Kasinostraße und Wall sollen vier Einstiegsschächte eingerichtet werden. Die eigentliche Sanierung soll im Tunnelvortrieb unterirdisch erfolgen. „Per Laser-Scan-Verfahren wird der Kanal abgebildet, um mögliche Deformationen zu erkennen. Der Einbau eines Schlauches zur Abdichtung des Mauerwerks könnte eine Lösung sein. Dann hätten wir für die nächsten 50 Jahre Ruhe“, sagt Astrid Preuß.

Die Kosten für den ersten rund 400 Meter langen Abschnitt betragen eine bis 1,5 Millionen Euro. Damit ist aber erst der Anfang gemacht“, so Astrid Preuß. Weitere Abschnitte in Richtung Osten werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten folgen. Christian Massing, Abteilungsleiter Planung der WSW, schätzt, dass die Abwasser vieler Tausender Haushalte im Stadtgebiet über den Mischwasserhauptsammler entsorgt werden. Seine Bedeutung für die Entwässerung der Stadt habe der Kanal seit seiner Erbauung vor knapp 120 Jahren nicht verloren.