Wuppertal Einfuhrstopp: Unfall bremst Schwebebahn-Pläne
Eine Bahn streift am 19. Mai das Gerüst. Da die Ursache bisher nicht gefunden worden ist, werden vorerst keine Bahnen mehr aus Spanien geliefert.
Wuppertal. Bis zur Klärung eines Zwischenfalls am 19. Mai, der von den WSW erst jetzt bekanntgegeben wurde, haben die Stadtwerke die Lieferung neuer Schwebebahnen aus Valencia gestoppt. Im Berufsverkehr war um 17.11 Uhr eine der neuen Bahnen zwischen den Stationen Pestalozzistraße und Westende an zwei Stellen in einem Abstand von 21 Metern mit dem Gerüst in Berührung gekommen. Nach Angaben der WSW bestand keine Gefahr für die Fahrgäste. Der Wagen 10 wurde leicht beschädigt, am Gerüst gab es Kratzer.
„Laut Plan hätte es nicht zu dieser Berührung kommen dürfen. Das ist ein Vorfall, den wir und der Hersteller sehr ernst nehmen“, sagt Ulrich Jaeger, Geschäftsführer von WSW mobil. Bei dem Kontakt wurde der Deckel des Bremszylinders abgerissen. Das Teil ist etwa so groß wie eine Schachtel für ein Handy. Da die Fehlersuche sowohl am Gerüst als auch an allen Schwebebahnwagen bisher ohne Erfolg blieb, sind die Konsequenzen noch nicht abzusehen.
Bis auf Fahrzeug 10 sind alle anderen Bahnen in Betrieb — darunter zehn der neuen Generation. Fahrzeug 10 wird demontiert, um die Fehlersuche fortzusetzen. Auf nicht absehbare Zeit werden keine neuen Wagen aus Valencia, wo die Schwebebahn gebaut wird, geliefert. Zwei bereits ausgelieferte Fahrzeuge kommen zunächst nicht auf die Schiene. Wagen der älteren Generation werden vorläufig nicht mehr außer Betrieb genommen. Ende 2018/Anfang 2019 sollte der Austausch mit 31 neuen Fahrzeuge abgeschlossen sein. Diesen Zeitplan können die Stadtwerke nicht einhalten.
Grundsätzlich sind die Stadtwerke mit der neuen Fahrzeuggeneration zufrieden. Bis auf Kinderkrankheiten und Probleme mit der Software, die zu Betriebsstörungen führten (siehe Kasten), seien die himmelblauen Bahnen zuverlässig. „Fahrzeug 3 hat seit dem 18. Dezember 40 000 Kilometer zurückgelegt. Wir lasten die Wagen bewusst stark aus, um mögliche Probleme früh zu erkennen und rechtzeitig abstellen zu können“, sagt Michael Krietemeyer, Technischer Leiter der Schwebebahn.
Der Zwischenfall am 19. Mai gibt den Technikern der Schwebebahn allerdings Rätsel auf. Die Bahn war zum Zeitpunkt des Unfalls zwischen 50 und 60 Stundenkilometer schnell, es lagen keine extremen Wetterbindungen vor. „Die neuen Bahnen sind für Tempo 60 ausgelegt. Sie beschleunigen schneller als die alten Modelle, daher sind die Fliehkräfte größer“, sagt Ulrich Jaeger, der wie Michael Krietemeyer davon ausgeht, dass sich kleinere Probleme zu einem größeren addiert haben. „Das ist keine einfache Fehlersuche, daher gehen wir davon aus, dass der Lieferstopp für die neuen Bahnen nicht Tage, sondern Wochen dauern könnte“, so Ulrich Jaeger.
Es gibt technische Einrichtungen wie den Pendelbegrenzer, die Kontakte zwischen Bahn und Gerüst ausschließen sollen. Die sogenannten Pendelbegrenzer lassen Neigungen nur bis 15 Grad zu, haben sich seit Jahrzehnten bei Wind und Wetter bewährt. Tägliche Sichtkontrollen und kurze Wartungsintervalle sollen zudem sicherstellen, dass an den Bahnen keine Teile lose sind oder überstehen. Die WSW-Experten suchen daher die Gründe woanders. In den kommenden Tagen begeben sich Techniker des Herstellers Kiepe Elektrik (vormals Vossloh und Kiepe), der WSW sowie externe Gutachter gemeinsam auf die Spurensuche.
Die WSW haben die Bezirksregierung Düsseldorf, zuständige technische Aufsichtsbehörde, über den Zwischenfall informiert. Bis zur Klärung läuft der reguläre Fahrbetrieb mit 25 einsatzfähigen Fahrzeugen ohne Beeinträchtigungen weiter. Die WSW müssen allerdings einige der älteren Bahnen länger am Netz halten, was Zusatzkosten verursachen könnte. „Innerhalb der Gewährleistung muss der Hersteller für Mängel geradestehen“, sagt Ulrich Jaeger.